Kickl rudert nach interner Kritik über blaue Corona-Linie zurück
FPÖ-Obmann Herbert Kickl ist - nach Kritik aus den eigenen Reihen - um Differenzierung bei seiner Linie bei der Bekämpfung der Coronapandemie bemüht. Er betonte am Donnerstag, dass der Einsatz von diversen Medikamenten - auch dem Entwurmungsmittel Ivermectin - nicht die Impfung ersetzen, sondern "ein zweites Standbein" sein solle. Zudem schlug er in einer Pressekonferenz eine Studie vor, welche die Linie der FPÖ mit der offiziellen Regierungsstrategie vergleichen soll.
Anlass der Pressekonferenz war die Präsentation eines Buchs, das der freiheitliche Nationalratsabgeordnete Gerald Hauser und der Arzt Hannes Strasser gemeinsam verfasst haben. "Raus aus dem Corona-Chaos" ist im Verlag Frank & frei, der aus der Parteiakademie des Team Stronach hervorgegangen ist, erschienen und soll alternative "Auswege aus der Krise" beleuchten. Hauser selbst wetterte gegen Aussagen, wonach die Impfung der einzige Schutz gegen Corona sei. Er selbst habe als Risikopatient diese erhalten und an massiven Nebenwirkungen gelitten.
Auch Strasser stellte die offiziellen Aussagen der Regierung zur Impfung infrage. Er selbst impfe Menschen, die dies wollten, berichtete er. Allerdings würden seine Patienten immer mehr an der Wirkung zweifeln. Strasser stellte vor allem die Effektivität der Immunisierung infrage. So wirkten die Impfungen einfach nicht gut genug, konstatierte er - weswegen man weiter testen und vorsichtig sein müsse. Mit der Impfung alleine werde man die Pandemie nie bekämpfen. Auch die von Kickl propagierte Verwendung des Entwurmungsmittels Ivermectin verteidigte er und verwies auf mehrere Studien zur Wirkung des Medikaments bei Covid-19.
Nach dem ehemaligen EU-Abgeordneten Andreas Mölzer und Ex-Vizekanzlerin Susanne Riess sprachen sich am Donnerstag weitere Freiheitliche gegen Kickls Linie aus. So meinte die einstige Gesundheitsministerin in der türkis-blauen Regierung Beate Hartinger-Klein im Gespräch mit dem KURIER, dass der FPÖ-Chef das Entwurmungsmittel Ivermectin empfehle, sei "letztklassig und indiskutabel". Der Mediziner Reinhard Waneck, ehemals Staatssekretär für Gesundheit, sprach sich ebenfalls für eine Impfung aus. Ebenso die ehemalige freiheitliche Nationalratsabgeordnete Brigitte Povysil in den "Oberösterreichischen Nachrichten".
Aufregung um "Lucky" Ladstätter
Kickl nahm auch zum Tod des Sängers der Volksmusikgruppe "Die Fidelen Mölltaler", Ludwig "Lucky" Ladstätter, nach einem Treffen bei der "Freiheitstour" des FPÖ-Chefs Stellung. Es sei letztklassig, dass aus diesem tragischen Fall politisches Kleingeld gewechselt werde, kritisierte er. Er selbst habe Kontakt zu den Hinterbliebenen des Musikers aufgenommen und man sei zum Schluss gekommen, dass es bei der Veranstaltung in Kärnten nicht zur Infektion gekommen sein könne.
Ladstätters Bruder hat sich in diesem Zusammenhang beim KURIER gemeldet. "Mein Bruder begab sich Anfang November wegen eines Bandscheibenvorfalles in Behandlung in das Landeskrankenhaus Wolfsberg, wurde bei Eintritt getestet und war Corona-frei", weist Hans-Jörg Ladstätter Berichte zurück, wonach sich "Lucky" beim FPÖ-Event angesteckt habe. Vielmehr dürfte sich "Lucky" erst im Krankenhaus infiziert haben, "da plötzlich alle im Krankenzimmer befindlichen Patienten positiv getestet wurden", so der Bruder.
Eine Anzeige wegen Amtsmissbrauchs kündigte Kickl gegen Kärntner Gesundheitslandesrätin Beate Prettner (SPÖ) an, die dem FPÖ-Obmann die Schuld an einem Cluster im Zuge seiner Tour gegeben hatte. Diese könnte Recherchetätigkeiten ohne rechtliche Grundlage durchgeführt haben, vermutet Kickl. Bei der Veranstaltung habe man jedenfalls alle verordneten Vorsichtsmaßnahmen eingehalten.
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