Intransparent? Wie Österreichs Corona-Aufbauplan zustande kam

Ursula von der Leyen und Sebastian Kurz bei einem Treffen im Freien.
Wiederaufbauplan: EU-Kommission bewertet Projekte der Regierung positiv, Neos sprechen von "beschämender" Intransparenz.

Der EU-Wiederaufbaufonds (RRF) soll die Nachwirkungen der Pandemie abfangen und eine klimafitte Zukunft einläuten. Rund 800 Milliarden Euro möchte die EU im Rahmen des Fonds an ihre Mitgliedsstaaten ausschütten. Sie nimmt dafür Kredite auf, verschuldet sich.

Österreich hat Projekte im Wert von 4,5 Milliarden Euro bei der EU-Kommission eingereicht. 3,5 Mrd. fließen im Optimalfall zurück. Die EU bewertete das Vorgehen der Regierung bei covidbedingten Einkommensverlusten positiv und weite Teile des Aufbauplans mit der Bestnote "A". Laut Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) bringt der Plan 25.000 neue Arbeitsplätze.

Doch es gibt deutliche Kritik: Die Regierung sei intransparent vorgegangen, kaum etwas über den Plan sei öffentlich.

Null von sechs Punkten

Bei einer Transparenz-Analyse der NGO-Gruppe "Open Procurement EU" erreichte Österreich als eines von sieben EU-Ländern null von sechs Punkte. Das sei "beschämend", sagt Neos-Finanzsprecherin Karin Doppelbauer. Die Steuerzahler sollten über eine Datenbank einsehen können "für welche Investitionen die EU-Milliarden verwendet werden".

Doppelbauer: "Es ist schon bezeichnend, dass die Regierung den Erstellungsprozess des nationalen Umsetzungsplans komplett intransparent gestaltet hat und das Parlament erst nach Einreichung Einblick darin bekommen hat."

Die Neos wollen mit einer Parlamentarischen Anfrage Licht ins Dunkel bringen. Der KURIER hat vorab beim Finanzministerium (BMF) nachgehakt: Wie kam der Plan zustande? Wurden auch Unternehmen bei der Erstellung angehört?

Ein Drittel bereits budgetiert

Nein. Die EU-Staaten sollten bis 30. April Pläne mit Investitionen und Reformen einreichen. Diese mussten zumindest zu 37 Prozent ökologisch und zu 20 Prozent digital sein – Österreich hat die Vorgaben übererfüllt. Setzen die Staaten diese Pläne wie ausgemacht um, erhalten sie Zuschüsse. Eingereicht hat das BMF keine Projekte von Unternehmen, sondern allgemeine "Förderschienen". Etwa den Breitband-Ausbau, für den Österreich 890 Millionen Euro beantragt hat. Oder die Quantenforschung – 107 Millionen.

Ein Drittel der eingereichten Projekte war bereits budgetiert. Die Regierung wollte sie also mit nationalen Mitteln sowieso umsetzen. Zwei Drittel der Projekte waren neu – auch die Quantenforschung.

Diese "neuen" Projekte mussten die Ministerien vorab kalkulieren und ihre Berechnungen gegenüber der Kommission begründen.

Kein klaren EU-Regeln

Wer soll die Projekte umsetzen? Dafür gibt es keine EU-Regeln. Rüstet Österreich etwa Schulen mit Laptops aus, um die Digitalisierung zu forcieren, schreibt der RRF nicht vor, dass ein österreichisches Unternehmen diesen Auftrag erhalten muss. Zentral sei, dass die gesetzten Ziele erreicht werden, heißt es aus dem BMF.

Ein Kritikpunkt, der Österreich nicht betrifft: Einige EU-Staaten haben bei der EU Förderungen beantragt, die definitiv nicht ökologisch sind. Deutschland, Frankreich und Tschechien wollen Hybridautos als klimafreundliche Subvention ausweisen, Italien die Anschaffung von Dieseltraktoren.

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