Verschwundener Asylwerber: Karner will weiter nach Syrien abschieben

Interview: Innenminister Gerhard Karner und Migrationsforscher Ruud Koopmans
Der Innenminister verweist auf Glaubwürdigkeit des Asyslsystems. Beim Einsatz am Peršmanhof in Kärnten nimmt er die Polizei nicht bedingungslos in Schutz.

Zusammenfassung

  • Innenminister Karner verteidigt Abschiebungen straffälliger Asylwerber nach Syrien trotz UNO-Kritik und Reisewarnung.
  • Zum Polizeieinsatz am Peršmanhof in Kärnten verweist Karner auf eine Expertenkommission und betont die Notwendigkeit genauer Analyse nach Kritik, auch aus Slowenien.
  • Die Ausweitung der polizeilichen Videoüberwachung soll regional geplant werden und dient laut Karner der Prävention und Aufklärung.

Erstmals seit 15 Jahren ist im Juli ein straffälliger Syrer in seine Heimat abgeschoben worden. Seit einem Zwischenstopp in Istanbul im Zuge der Außerlandesbringung hat die Deserteurs- und Flüchtlingsberatung keinen Kontakt mehr zu dem Mann. Die UNO verlangt, Österreich solle überprüfen, wo der Mann ist. Karner hält das weiterhin für "abgehoben und weltfremd", wie er im Ö1-"Morgenjournal" am Montag sagte. 

Trotz bestehender Reisewarnung wegen der schlechten Sicherheitslage in Syrien, bleibt Österreich bei seiner Vorgehensweise, betonte Karner: "Weil es notwendig ist und wenn eine Asyl - und Integrationspolitik glaubwürdig sein will, dann müssen Strafäter auch abgeschoben werden.“

Weitere Abschiebungen nach Syrien sind bereits geplant, sagt Karner

Dass Österreich als einziges EU-Land in das Land abschiebt, begründet er damit, dass es im Dezember einen Machtwechsel gegeben habe und man direkten Kontakt zur dortigen Regierung hergestellt habe. "Dadurch ist eine Abschiebung wieder möglich."

Es gibt eine UNO-Konvention gegen Verschwindenlassen, die Österreich mit der Unterschrift aller Parlamentsparteien unterzeichnet hat. Die UNO hat in Berufung darauf vergangene Woche verlangt, Österreich müsse bei den syrischen Behörden Auskunft verlangen, was mit dem Mann passiert sei. Karner hatte das ausgesprochen scharf kritisiert. Er wiederholte seine Position am Montag: „Weil wir das Ziel haben, Straftäter außer Landes zu bringen, ist es abgehoben und weltfremd, bei jedem einzelnen, der abgeschoben wird, auch Nachschau zu halten.“ Ein Asylsystem könne nur funktionieren, wenn es streng, konsequent und gerecht sei.

Und: Es werde weitere Abschiebungen nach Syrien geben. "Ich spreche nicht über Einzelfälle, aber es sind weitere geplant", so Karner.

"Wenn ich sagen würde, es ist alles optimal gelaufen..."

Wer sich erwartete, dass der Innenminister beim Einsatz gegen ein Antifa-Camp am Peršmanhof in Kärnten vom 27. Juli bedingungslos hinter der Polizei stehen würde, wurde in dem Live-Interview am Montag eines Besseren belehrt. "Wenn ich sagen würde, es ist alles optimal gelaufen bei diesem Einsatz, würde ich zu Recht kritisiert, aber auch wenn ich sagen würde, alles ist schlecht gelaufen", sagte Karner. Er verwies auf die von ihm eingesetzte Expertenkommission. Diese werde bis Ende September zumindest einen Zwischenbericht abgeben.  "Faktum ist, dieser Einsatz hat zu Kritik geführt. Wenn etwas so heftig kritisiert wird, gerade aus Slowenien heraus, ist es notwendig, das genauer zu analysieren."

Wie politisch heikel der eskalierte Einsatz bei der wichtigsten NS-Gedenkstätte der Kärntner Slowenen ist, zeigt auch, wen Karner in dem Interview noch adressierte. "Danke dem neuen slowenischen Botschafter, der das Gespräch sucht und dem Landeshauptmann aus Kärnten, der versucht, hier ausgleichend zu wirken."

Polizeiliche Videoüberwachung soll regional geplant werden

Wie berichtet, hat Karner die Möglichkeiten zur polizeilichen Videoüberwachung ausgeweitet. 
Dies habe Präventionscharakter und helfe bei der Aufklärung. Wo die Maßnahmen gesetzt werden, werde nicht vom Ministerium bestimmt:  "Wir werden das nicht von Wien aus vom Grünen Tisch entscheiden, sondern regional, wo es den Bedarf gibt."

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