Hofer will der Zeitumstellung ein Ende machen

KONFERENZ "TRANSPORT RESEARCH ARENA 2018": HOFER
Der Infrastrukturminister beruft sich auf Forschungen, die schädliche Auswirkungen auf die Gesundheit belegen.

Infrastrukturminister Norbert Hofer fordert ein Ende der Zeitumstellung in der EU. Im Rahmen einer Sitzung des EU-Verkehrsministerrates unterstützte er einen entsprechenden Vorschlag seiner finnischen Kollegin Anne-Catherine Berner. „Es gibt mittlerweile viele Forschungsergebnisse zu nachteiligen gesundheitlichen Auswirkungen der Zeitumstellung. Die angestrebten Energieeinsparungen durch die Umstellung haben sich als geringfügig erwiesen. Zudem erschwert der Wechsel der Uhrzeit Geschäftsaktivitäten und Transportvereinbarungen“, erklärt der Infrastrukturminister.

Der Wechsel der Uhren in der EU sollte in einer einheitlichen Weise eingestellt werden. Dies sei insbesondere grundlegend für das Funktionieren von Transport-Systemen und -Diensten. Die Angleichung biete Unternehmen und Bürgern gleichermaßen Bequemlichkeit und Berechenbarkeit und gewährleiste das reibungslose Funktionieren des Binnenmarktes.

Bereits am 8. Februar 2018 hat das Europäische Parlament im Rahmen eines Entschließungsantrages die Europäische Kommission aufgefordert, eine gründliche Bewertung der Zeitumstellung vorzunehmen und gegebenenfalls einen Vorschlag zur Überarbeitung vorzubereiten. 

Sommerzeit erst seit dem 20. Jahrhundert

Die Sommerzeit gibt es in Österreich erst seit etwa hundert Jahren. Ihre Einführung wurde noch in der Österreichisch-Ungarischen Monarchie 1916 beschlossen. Eine Vielzahl an Änderungen der Gesetzeslage in den folgenden Jahren folgte, die unterschiedlich Start- und Endtermine festlegten, 1920 schaffte man die Maßnahme wieder ab. Als Teil von Hitlerdeutschland kam die Sommerzeit zurück, einige Jahre nach dem Krieg endete sie wieder. Ab 1980 galt sie wieder. Seit dem EU-Beitritt 1995 folgt Österreich nun einfach der jeweiligen Richtlinie. Seither beginnt die Sommerzeit am letzten Sonntag im März und endet am letzten Sonntag im Oktober.

Als Gründe für die Einführung wurde immer wieder die Hoffnung auf Energiespar-Effekte eingebracht. Deshalb fielen Initiativen zur Einführung auch oft mit Kriegszeiten oder Energiekrisen zusammen. Die erhofften Effekte waren zahlreichen Studien zufolge dann aber schwer bis kaum nachzuweisen. Schon jetzt wurde die Sommerzeit auch an vielen Orten wieder abgeschafft: Etwa in Teilen der USAAustraliens und Kanadas oder auch in RusslandChina und der Türkei. In zahlreichen Ländern der Welt wurde die Maßnahme überhaupt nie ausprobiert.

Vor allem junge Menschen leiden unter Mini-Jetlag

Die halbjährliche Zeitumstellung auf die Sommerzeit und wieder zurück auf Normalzeit sorgt in der EU und ihren Mitgliedsstaaten immer wieder für Diskussionen. Von der österreichischen Bevölkerung wird die Verschiebung des Tageslichts um eine Stunde nach hinten bisher gelassen gesehen. 80 Prozent betrachteten dies im Jahr 2011 in einer Umfrage des Linzer Market-Instituts positiv bzw. neutral.

39 Prozent fanden damals, die Zeitumstellung habe Vorteile. 41 Prozent erklärten, dass die Sommerzeit für sie weder Vor- noch Nachteile bringe. Nachteile sahen lediglich 19 Prozent. Von den Befragten zwischen 15 und 29 Jahren waren sogar 60 Prozent von der Sommerzeit begeistert. Viele Befürworter fand sie auch bei den Berufstätigen. Hier sahen 44 Prozent klare Vorteile. Zu den wirtschaftlichen Auswirkungen befragt, sagten 83 Prozent, sie sehen die Sommerzeit neutral bis positiv.

Die Folge für den Menschen ist in erster Linie ein "Mini-Jetlag". Von diesem sind Kinder und Jugendliche am stärksten betroffen, hatte die MedUni Wien zur Zeitumstellung im Frühjahr 2017 mitgeteilt. Generell sei die Umstellung nicht mehr zeitgemäß und unnötig, sagte Schlafforscher Gerhard Klösch von der Universitätsklinik für Neurologie.

Der menschliche Organismus gleicht sich automatisch an den natürlichen Rhythmus des Lichts an. "Dazu brauchen wir keine Zeitumstellung. Licht ist ein optimaler Zeitgeber", erläuterte Klösch. Der Wechsel auf Sommerzeit kostet Kinder und Jugendliche laut Untersuchungen effektiv 32 Minuten Schlaf. Dieses Minus kann sich über zwei Wochen hinziehen. Es gibt aber auch Schlafforscher, die den Menschen für anpassungsfähig genug halten, sich auf die halbjährliche Zeitumstellung einzustellen.

Bei Haustieren empfehlen NGOs eine schrittweise Umstellung in den Tagen vor dem Wechsel. Kühe haben beispielsweise auch feste Zeiten, wann sie gefüttert und gemolken werden. Viele Bauern versuchen daher ebenfalls, die Fütterungszeiten nach und nach anzupassen. Trotzdem kann es passieren, dass Kühe über mehrere Tage weniger Milch geben.

Kommentare