Heldenplatz: Namensdebatte für Häupl auf Burka-Ebene
Der Wiener Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) beteiligt sich nicht an der seiner Ansicht nach wenig dringlichen Debatte um eine etwaige Umbenennung des Wiener Heldenplatzes. Das hielt er am Dienstag in der Bürgermeister-Pressekonferenz fest. Geklärt ist inzwischen, wer eine Neubenennung formal vornehmen müsste - nämlich die Stadt, wie es im Rathaus hieß.
Angesprochen auf das Thema hielt Häupl fest: "Die Frage kann, will und werde ich Ihnen nicht beantworten. Weil sie liegt in meiner Aufgaben- und Problemhierarchie knapp vor der Burka." An der Diskussion möge sich beteiligen, wer wolle - auch weil diese an sich nicht uninteressant sei. Er selbst beabsichtige aber nicht, das zu tun, sagte Häupl.
Sollte der Heldenplatz nach dem Vorstoß von Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) tatsächlich unbenannt werden, müsste dies jedenfalls durch die Stadt und nicht durch den Bund erfolgen. Dies wurde im Rathaus nun so befunden. Denn es handle sich um eine Verkehrsfläche, darum sei man zuständig, sagte eine Sprecherin des zuständigen Stadtrats Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) der APA. Der Ressortchef selbst hatte gestern, Montag, anklingen lassen, einer Umbenennung nicht abgeneigt zu sein. Drozdas Vorschlag sei "interessant und diskussionswürdig".
Der Vorschlag von Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ), den Wiener Heldenplatz - Ort der Rede Adolf Hitlers anlässlich des "Anschlusses" Österreichs an Nazi-Deutschland - umzubenennen, stößt auf Widerstand des Koalitionspartners. "Der #Heldenplatz gehört zu Österreich", ließ ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner am Sonntag via Social Media wissen.
"Der #Heldenplatz hat gute und schlechte Zeiten erlebt, aber ist fixer Bestandteil der österreichischen Geschichte", meinte Mitterlehner. "Dabei soll es bleiben, ich sehe keinen Grund für eine Umbenennung."
Drozda hatte im Interview mit der Presse "Platz der Republik" oder "Platz der Demokratie" vorgeschlagen.
Der SPÖ-Minister reagierte noch am Sonntag. "1. Ja, wir haben Wichtigeres zu tun", schrieb Drozda auf Twitter. "2. Als Kultusminister will und werde ich diese Diskussion führen." Drozda gehe es dabei nicht darum, Reflexe zu testen. "Aber eine interessante Versuchsanordnung ist es dennoch?"
Das Thema ist ein Aufreger. Auf Twitter schaffte es #Heldenplatz am Sonntag tatsächlich auf Platz eins der Trending Topics in Östereich. Der kleine Schlagabtausch wurde dort vor allem amüsiert bis verwundert kommentiert.
Thomas Mayer vom Standard sieht schon das nächste Wahlkampfthema heraufdräuen.
Ähnlich sieht's auch Claus Pándi von der Kronen Zeitung.
Andere fühlten sich ob des Vorschlags von Kulturminister Drozda an DDR-Zeiten erinnert. Der "Platz der Republik" vor dem Reichstagsgebäude in Berlin hieß dort allerdings auch während der Weimarer Republik schon so.
"Platz der Republik" - noch DDR'esker geht's nicht? #heldenplatz
Und - ungewöhnlich für Twitter - es wurde sogar ein konstruktiver Kompromissvorschlag nach dem Vorbild Straßburgs unterbreitet.
Drozda hatte sich in einem Interview mit der Presse am Sonntag für die Umbenennnung des Heldenplatzes eingesetzt. Ihm schwebe "Platz der Republik" oder "Platz der Demokratie" vor, "was mir ehrlich gesagt adäquater erschiene als die historisch doch einigermaßen belastete aktuelle Variante", sagte Drozda.
Er erwähnte dies in Zusammenhang mit der Standortdebatte für das Haus der Geschichte in der Neuen Burg. Die Denkmäler für Prinz Eugen und Erzherzog Karl stellte er nicht infrage. "Da würde wohl das Bundesdenkmalamt eine klare Position einnehmen", meinte er. Die Idee einer Umbenennung war erst kürzlich ventiliert worden. Der KURIER zitierte im Jänner den Kurator und Publizisten Martin Fritz, nun Rektor der Merz Akademie in Stuttgart, mit einem Plädoyer für "Platz der Republik". Für einen "Platz der Demokratie" sei - in Hinblick auf die geplanten neuen Institutionen - der Zeitgeschichtler Oliver Rathkolb, hieß es (mehr dazu lesen Sie hier).
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