Heikle Diesel-Beschaffung wegen Raffinerie-Ausfall

Heikle Diesel-Beschaffung wegen Raffinerie-Ausfall
Alternativen konnten fehlende Diesel-Mengen nicht ausgleichen. Hoffnung auf Entspannung der Lage im Oktober.

Es war ein Zwischenfall mit gravierenden Folgen: Seit einem Unfall bei einer Wasserdruckprüfung* in der Raffinerie des teilstaatlichen Mineralölkonzerns OMV in Schwechat Anfang Juni steht die Diesel-Versorgung in Österreich auf wackeligen Beinen. Die Raffinerie verlor vorübergehend 80 Prozent ihrer Kapazität. Die OMV muss viele Kunden seither über ein alternatives Versorgungssystem bedienen. Das konnte den Ausfall allerdings nicht ausgleichen.

Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) musste seit dem Schadensfall in Schwechat mehrmals Dieselbestände aus der nationalen Ölreserve freigeben: in Summe 272.000 Tonnen. Die verbleibenden staatlichen Treibstoffreserven reichen laut Ministerium noch für 65 Tage. Fest steht: Die Freigabe der Reserven konnte in den vergangenen Wochen nicht verhindern, dass es immer wieder zu Diesel-Engpässen kam – auch im Tankstellennetz der OMV. Die Branche sehnt herbei, dass die Raffinerie in Schwechat wieder in den Vollbetrieb übergeht. Denn mit dem „alternativen Versorgungssystem“ gingen gleich mehrere logistische Probleme einher.

„Logistik überlastet“

In Österreich ist Diesel steuerbegünstigt. Rund 60 Prozent der Menge wird importiert – etwa per Bahn oder Schiff über Deutschland, aber auch aus Italien, der Slowakei oder Slowenien. Es sei seit Monaten „eine riesige Herausforderung“, die Marktversorgung zu garantieren, sagen Branchenvertreter zum KURIER. „Die Logistik war teils überlastet, das hat uns die größten Sorgen bereitet. Das hat der Konsument in dieser Form gar nicht mitbekommen.“

Etwa beim Bahnnetz: Die für den Dieseltransport nötigen Kesselwägen werden etwa an den Häfen von Rotterdam oder Hamburg beladen und fahren zum Beispiel bis in die Lobau. Das Problem: Die Zahl der Kesselwägen in Europa ist limitiert. Den gesamten Ausfall über die Schiene abzudecken, wäre ohnehin nicht möglich gewesen: Selbst so belastete die höhere Zahl an Tankzügen die Logistik des Bahnnetzes. „Wir waren jeden Tag froh, an dem ein Zug gekommen ist“, berichten Abnehmer. Und per Schiff? Auch hier kam es zu Problemen. Wegen des niedrigen Wasserpegels am Rhein konnten Tankschiffe nur leicht beladen fahren.

Mitte Oktober soll die OMV-Raffinerie wieder in den Vollbetrieb gehen. Das alternative Versorgungssystem wird aber vorerst beibehalten, um die strategischen Reserven wieder zu füllen.

*Update: In einer früheren Version dieses Artikels war von einem "Brand" die Rede. Das trifft nicht zu. Bei einer Wasserdruckprüfung der Rohöldestillations-Anlage trat Wasser aus und hat die Anlage schwer beschädigt.

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