Russwurm wird Gesundheitskoordinatorin - ORF prüft
Sonntagmittag, Gesundheitsministerin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) ist zu Gast in der ORF-Pressestunde. Themen sind Masern und ein Papa-Monat. So nebenbei kommt eine interessante Personalie zu Tage: Die Ministerin präsentiert die ORF-Moderatorin und promovierte Medizinerin Vera Russwurm als Gesundheitskoordinatorin der Bundesregierung – im Ressort von Hartinger-Klein, versteht sich. "Sie ist Ärztin, sie hat Vorbildfunktion," und sie solle "darlegen, wie kann ich meine Bewegung und meine Ernährung im täglichen Alltag einbauen", sagte die Gesundheitsministerin im ORF.
Ein Sprecher von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hat die Personalentscheidung inzwischen bestätigt.
Rauchverbot in der Gastronomie
Die Vorstellung Russwurms in der ORF-Pressestunde erfolgte im Zuge einer neuen Kampagne, die die Gesundheitsministerin gemeinsam mit Vizekanzler und Sportminister Heinz-Christian Strache demnächst startet. Mit „Mach den ersten Schritt“ will die Regierung dem Übergewicht bei Jugendlichen den Kampf ansagen. Es geht darum, Jugendliche zu mehr Bewegung und gesunder Ernährung zu motivieren, wie Hartinger-Klein in der Pressestunde ausführte.
Ein Sprecher der Gesundheitsministerin präzisierte am Montag Russwurms Engagement. Demnach werde sie als "Testimonial" auftreten und sich bei der Koordination und auch mit inhaltlichem Input einbringen.
ORF prüft, Russwurm zeigt Verständnis
Im ORF will man die Tätigkeit der Talk-Moderatorin für die angekündigte Gesundheitskampagne der Regierung nun prüfen. Russwurm äußerte am Montag Verständnis für das Vorgehen des ORF, sie selbst sieht aber keine Gefahr der Unvereinbarkeit, wie sie der APA sagte. Es handle sich nicht um eine politische Tätigkeit.
Die Moderatorin erläuterte weiters ihre geplante Aufgabe: Ziel sei es, "mehr Gesundheit in die Bevölkerung zu bringen", und "ich lebe einfach gesund und würde das gern vermitteln". Dies sei "kein politisches, sondern ein Wohlfühlthema": "Da ist nichts Unvereinbares dabei." Schließlich sei sie früher bereits für Kampagnen, etwa der Krebshilfe oder des Hauptverbands der Sozialversicherungen, zur Verfügung gestanden. "Das ist einfach mein Thema."
Russwurm und die Türkisen
Im türkisen Umfeld war Russwurm schon früher zu sehen und zu hören. Bei einer Veranstaltung Mitte Oktober, anlässlich des ersten Jahrestags nach der Nationalratswahl 2017, durfte sie den ÖVP-Chef als "gutaussehenden, jungen Politiker" preisen, der sich "charmant" auch auf dem internationalen Parkett bewege. Der ORF lud sie daraufhin übrigens zu einem "Sensibilisierungsgespräch".
Und bei einer Adventaktion der ÖVP mutierte Russwurm gar zum Promi-Geschenk. Es wurden "besondere" Geschenke verlost, darunter eine Krawatte des jungen Kanzlers, eine Backstunde mit Elisabeth Köstinger und ein Würstelstand-Besuch mit der Moderatorin.
Die Gewinner wurden in einer wöchentlichen Live-Show auf Facebook präsentiert – von Ex-Ö3-Moderator Peter L. Eppinger.
Russwurm und Wolfgang Schüssel
Russwurm war bereits 2006 im Gespräch für einen Wechsel in die Politik. Allerdings ging es damals um eine ganz andere Funktion, nämlich um jene, die nun Hartinger-Klein selbst bekleidet. Der damalige Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP) hatte Russwurm gefragt, ob sie für die ÖVP kandidieren wolle – als Überraschungskandidatin. Sie wurde als Nachfolgerin von Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat (ebenfalls ÖVP) gehandelt. Russwurm winkte damals ab.
Eppinger und Pirchner schon dabei
Für die Türkisen engagieren sich bereits andere namhafte ehemalige ORFler. Peter L. Eppinger war schon sehr früh dabei, als Stimme und Sprecher der "Bewegung" Kurz ab Sommer 2017. Der Ex-Ö3-Wecker-Moderator sagte damals: "Ich habe bei Ö3 nach 22 Jahren gekündigt, und bin gerade erst Papa geworden. Das war kein leichter Schritt, aber es ist ein wichtiges Anliegen."
Vor kurzem kam Wolfram Pirchner dazu. Er tritt bei den EU-Wahlen im Mai für die ÖVP an.
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