Loyaler Netzwerker
Was grundsätzlich auch eher zu seinem Naturell passen würde. Gilt doch der gelernte Mechaniker als überaus loyal. Ganz gleich, ob die Bürgermeister Helmut Zilk, Michael Häupl oder – bei allen Friktionen – Michael Ludwig hießen, betont der Funktionär.
Kopietz’ Laufbahn kann man getrost als SPÖ-Bilderbuchkarriere bezeichnen. Rote Falken, Sozialistische Jugend, Gewerkschaftsjugend, hießen die Organisationen, in denen der ÖBB-Facharbeiter in den 60er-Jahren seine ersten politischen Gehversuche machte.
Er erfand das Donauinselfest
Später engagierte sich Kopietz, verheirateter Vater eines Sohnes, in der Floridsdorfer Bezirkspolitik. In diese Zeit fällt auch ein Projekt, das bis heute mit seinem Namen verbunden ist: 1983 organisierte er auf der kurz vor der Fertigstellung befindlichen Donauinsel ein „kulturelles Frühlingsfest“ mit Musikern wie Minisex und Heli Deinboeck. Statt der erwarteten 15.000 Besucher kamen 160.000. Aus dem Frühlingsfest wurde das Donauinselfest – das europaweit größte Gratis-Musikfestival, das heuer seine 40. Ausgabe feiert.
Bis 2008 leitete Kopietz das Organisationsteam, wobei er die Stärken ausspielen konnte, die im Wegbegleiter zuschreiben. „Er ist ein sehr guter Organisator und Netzwerker, ist immer da, weiß immer, was gerade passiert.“
1994 wechselte er in den Gemeinderat. Nur zwei Jahre später wurde er Landesparteisekretär und blieb es bis 2008, um dann zum Landtagspräsidenten aufzusteigen. Ein Amt, aus dem der langjährige Angehörige der Wiener Berufsfeuerwehr 2018 weichen musste, als Ludwig Bürgermeister wurde. Lange hatte Kopietz seinen Floridsdorfer Parteikollegen gefördert, im Zuge des Streits um die Häupl-Nachfolge sei es jedoch laut Parteikennern zu einer Entfremdung gekommen. Mittlerweile sei das Verhältnis aber „fair und loyal“.
Durchaus hätte Kopietz selbst in die Stadtregierung wechseln können, sind Wegbegleiter überzeugt. „Häupl hätte ihn bestimmt zum Stadtrat gemacht, doch Kopietz wollte das nie.“
Schattenseiten
Für Kritiker spiegelt sich hingegen in seiner Person das wider, was in Wien nach Jahrzehnten SPÖ-Herrschaft schief läuft: Eine unscharfe Abgrenzung zwischen Verwaltung und Partei. Manifest wurde dies 2018, als der Rechnungshof Missstände bei einem von der Stadt geförderten Schülerbetreuungsverein entdeckte, bei dem Kopietz’ Frau Geschäftsführerin war. Es ging um großzügige Gehaltszahlungen an Mitarbeiter.
Heute ist Kopietz als Präsident des Wiener Pensionistenverbands weiter in den Parteigremien vertreten. „Er ist eine graue Eminenz, die sich selten zu Wort meldet. Wenn, dann hat das aber Hand und Fuß.“ Etwa wenn er die Querschüsse gegen Parteichefin Pamela Rendi-Wagner geißelte, wie ein Genosse schildert. „Das hat er aber vor allem getan, um Ludwig zu unterstützen.“ Josef Gebhard
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