Gewessler: "Nicht das Ergebnis, für das die EU gekämpft hat"
Österreichs Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) hat nach ihrem Debüt auf dem UN-Klimagipfel auf der Seite der Politik die vielleicht für manchen Mitstreitenden schwachen Ergebnisse der 26. Klimakonferenz relativiert.
„Es wäre unvorstellbar gewesen, ohne ein Ergebnis von der Konferenz abzureisen“, sagte sie kurz vor dem Antritt ihrer rund 1.500-Kilometer langen Rückreise mit dem Zug. Der Druck auf die wenigen Staaten, die den Klimaschutz blockieren werde weiter steigen.
Ein Scheitern, wie zuletzt vor zwei Jahren auf der COP25 in Madrid, „dafür haben wir keine Zeit mehr“, hob die Ministerin hervor.
Weiterhin ortete sie in dem Ergebnis des UN-Gipfels in Glasgow viel Licht, aber auch Schatten: „Viel Licht heißt, dass wir ein starkes Ergebnis haben“, nämlich eines mit der Verankerung des 1,5-Grad-Ziels. „Wir haben einen Prozess in diesem Text verankert, mit dem wir uns schon kommendes Jahr für eine Nachbesserung der Klimaziele bis 2030 auseinandersetzen müssen“, hob die Ministerin hervor.
Und nachdem es genau um diese Dekade ginge, sei das ein so wichtiger Teil der heutigen Abschlusserklärung.
Paris-Rulebook
Nicht zuletzt wurden in Schottland die „offenen Enden“ des Pariser Klimaabkommens zu Ende verhandelt, „das Regelwerk ist also da “- und alles Genannte ergebe in Summe drei immens wichtige Punkte. Eines sei aber auch festzustellen: „Am Ende ist das nicht das Ergebnis, für das die EU gekämpft hat“; aber es ist auch trotzdem die Basis, mit der im kommenden Jahr weiter gearbeitet wird.
Auf die Frage, ob der Kompromiss in Glasgow gleichzeitig als historisch wie auch als enttäuschend für das Klimaabkommen zu bewerten sein könnte, antwortete Gewessler mit dem Hinweis auf die in vielerlei Hinsicht „ambitioniertere Sprache“ im Schlusstext. „Dass wir am Schluss den Kohleausstieg noch einmal abschwächt haben“, dass sei auch hier nicht das Ergebnis, wofür man gekämpft habe.
Aber es sei auch klar: Der Druck auf die wenigen Länder, die weiter blockieren und zögern, der sei am heutigen Samstag sowohl im Plenum spürbar gewesen, und „der steigt massiv - und schon ab morgen wird weiter gekämpft“, ließ Gewessler wissen.
Mit der COP26 sei eine neue „Baseline“ gesetzt worden, denn man dürfe eines nie vergessen: „Der Kampf um jedes Wort war deswegen so intensiv, weil dieses jeweils bleiben wird. Wir haben etwa erstmals eine direkte Referenz zur Kohle“.
Daher sei der Streit um die Worte an diesem Nachmittag derart stark geführt worden. „Es ist gut, dass wir in Glasgow mit dem Ergebnis raus gehen, mit dem das 1,5-Grad-Ziel weiterhin ein erreichbares bleibt“, schloss die Ministerin.
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