„Es muss immer erst etwas Schlimmes passieren, bis gehandelt wird“, sagte Maria Rösslhumer, Chefin des Vereins Autonome Frauenhäuser diese Woche. „Sehr Schlimmes“ ist heuer bereits elfmal passiert – elf Frauen wurden getötet.
Die türkis-grüne Regierung versprach, zu handeln, Frauen und Mädchen besser zu schützen. Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) will zunächst das Waffengesetz ändern: So soll der Entzug von Waffendokumenten bei Betretungs- und Annäherungsverboten schärfer geregelt werden. Justizministerin Alma Zadić (Grüne) stellte am Samstag eine Erhöhung der Mittel für Opferschutz und in Aussicht.
Am Mittwoch ist im Bundeskanzleramt ein runder Tisch geplant. Die Videokonferenz, zu der 30 Organisationen eingeladen sind, ist nur für 90 Minuten anberaumt. Manche haben deshalb die Sorge, ihre Anliegen könnten wieder nicht gehört werden.
Die Opferschutz-Organisationen kritisierten zuletzt, sie seien chronisch unterfinanziert. Bei der Wiener Interventionsstelle kommen 300 Klientinnen auf eine Beraterin. Auch für Vereine für Täterarbeit sei die Finanzierung jedes Jahr aufs Neue ein Kampf, sagt Alexander Haydn von der Männerberatung Wien. „Gewalt ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, wird aber von der Politik wie eine heiße Kartoffel hin- und hergeschupft.“ Er fordert eine langfristig gesicherte Basisfinanzierung sowie eine zentrale Stelle, die Projekte und Förderungen koordiniert.
Geld alleine reiche aber nicht. Der Schlüssel – und das sieht auch Frauenhaus-Chefin Rösslhumer so – sei eine Vernetzung aller Organisationen, sowohl von Behörden- als auch von Opfer- und von Täterseite.
Eine umfassende Betrachtung versucht auch der KURIER und hat mit drei verschiedenen Akteuren gesprochen: Mit einer Frau, die jahrelang von ihrem Partner misshandelt wurde. Mit einem Mann, der seine Frau misshandelt hat. Und mit einer Anwältin, die schildert, wo das Konfliktpotenzial steckt.
Hier geht's zu den drei Geschichten:
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