Die Plattform klimadashboard.at weist für Österreichs 4,03 Millionen Gebäude einen Bestand von 870.000 Gasheizungen und 521.000 Ölheizungen aus. Das Klimaministerium stellt dem den bisherigen Erfolg der Förderaktionen gegenüber: Von 2020–2024 wurden 163.695 fossile Heizungen getauscht.
Die Förderungen kosteten rund 1,6 Milliarden Euro und lösten (inländische) Investitionen von 4,45 Milliarden Euro aus (durchschnittliche Förderung von 9.684 Euro pro Heizung).
Nachfrage-Einbruch
Die Stornos beim örtlichen Betrieb – der Baufirma, dem Elektriker oder Installateur – treffen die Betriebe hart. Manfred Denk, der Bundesinnungsmeister der Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechniker in der Wirtschaftskammer, befürchtet einen Einbruch bei den Umrüstungen von 100.000 pro Jahr auf nur noch 10.000. Weil viele der Gewerke zahlreiche neue Facharbeiter ausgebildet und angestellt haben, drohe jetzt die Kündigung von rund 5.000 Arbeitern alleine in seinem Gewerbe.
Aber ist der stattliche forcierte Ausstieg aus Öl und Gas bei der Wärmeerzeugung überhaupt sinnvoll? Da gibt es nahezu nur Argumente dafür: Erstens muss Österreich bis 2030 seine Treibhausgas-Emissionen um 48 Prozent (bei Strafandrohung) reduzieren, jeder Liter verbranntes Heizöl erzeugt 3,4 Kilogramm CO2, jeder Kubikmeter Erdgas rund 2,6 Kilogramm CO2.
12 Milliarden für Gas
Erdgas kam bisher aus Russland, nun kommt es vor allem aus Norwegen, Erdöl importiert Österreich laut Energiebericht vor allem aus Kasachstan, Libyen, Irak und Saudi-Arabien. Beim Gas hatte Österreich seit Beginn des Ukrainekriegs vor drei Jahren bis zum Lieferstopp mehr als 12 Milliarden Euro an Russland bezahlt – und damit indirekt in die Kriegsfinanzierung.
Zweitens hat Österreich der EU-weiten CO2-Steuer (namens ETS II) zugestimmt, die ab 2027 eingehoben wird, und die fossile Energieträger (auch Benzin und Diesel) jedes Jahr etwas teurer machen wird. Und drittens erhöht der Ausstieg aus Öl und Gas die Resilienz (Widerstandskraft) eines Landes und seiner Bürger, Österreich wäre vor Preisschocks bei der fossilen Energie wie in den vergangenen drei Jahren weitgehend unabhängig.
Also sollten die bisherigen Förderungen einfach nur neu dotiert werden? Der Klimaökonom Stefan Schleicher ist da vorsichtig. Im Gespräch mit dem KURIER spricht er auch von einem Lernprozess aus den vergangenen Jahren, wonach die Klima- und Energiewende breiter, integrierter gedacht werden soll: „Beginnend bei der Photovoltaik, da wurde übersehen, wie der Strom besser in das Gesamtsystem integriert werden kann. Viele Anlagen konnten mangels ausreichender Netze gar nicht ans Stromnetz angeschlossen werden. Sinnvoller wäre es, die PV-Förderung mit effizienten Speichern zu verbinden, am billigsten mit Heißwasserspeichern oder Batterien.“
Zudem, mit Blick auf die stark steigenden Netzgebühren, müsse man fragen, ob Strom wirklich immer quer durch Österreich transportiert werden muss, statt zu überlegen, wie dieser lokal besser genutzt werden kann. Und bei der Förderung für Wärmepumpen und Wärmedämmung sollten Effizienzkriterien eingeführt werden, damit der Stromverbrauch bei andauernder Kälte reduziert werden kann. „Und schließlich sollten wir uns wie in Skandinavien viel mehr Richtung Geothermie, also Erdwärme, fokussieren. Bei uns kosten solche Systeme etwa das dreifache wie in Skandinavien.“
Neue Finanzierung
Das kostet viel Geld, weiß auch der Klimaökonom. Sein Vorschlag: „Wir hätten ja die Wohnbau-Investitionsbank. Dafür liegt ein fertiges Gesetz vor. Durch Refinanzierung über die Europäische Investitionsbank und Geld aus der Länder-Wohnbauförderung könnten langfristige Kredite über 30, 40 Jahre mit niedrigen, fixen Zinsen verfügbar gemacht werden.“ Nun bleibt nur abzuwarten, was der neuen Regierung dazu einfällt.
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