FPÖ-Neujahrstreffen: Kickls Fahndungsliste für Politiker

FPÖ-Neujahrstreffen: Kickls Fahndungsliste für Politiker
Der blaue Parteichef wirft den anderen Parteien „Volksverrat“ vor und sieht das Ungarn von Viktor Orban als Vorbild. Als Kanzler würde er einen Asylstopp durchziehen

Sportfans ist Premstätten noch als Schauplatz legendärer Davis-Cup-Schlachten in den 90ern in Erinnerung. Das war aber nicht der Grund, warum die FPÖ den Grazer Vorort für ihr Neujahrstreffen gewählt hat. Steht doch neben anderen Wahlen 2024 auch die steirische Landtagswahl an. Glaubt man Umfragen, können sich die Blauen wie auch im Bund und bei den EU-Wahlen Chancen auf Platz eins ausrechnen.

Dass die mageren Jahre nach dem Ibiza-Skandal für die FPÖ endgültig vorbei sind, zeigte sich am Publikumsinteresse am Samstag. Mit Bussen kamen Fans und Funktionäre aus allen Bundesländern, schon lange vor dem offiziellen Beginn um 11 Uhr waren nur noch Stehplätze in der Schwarzl-Halle zu ergattern. Im Vorfeld hatte die FPÖ mit rund 2.500 Besuchern gerechnet.

"Herbert, Herbert!"

Ausgerüstet mit „Volkskanzler Herbert Kickl“-Buttons, Fahnen und reichlich Bier wurden sie durch die John Otti Band, seit Jahren die blaue Hauskapelle, auf den Auftritt des Parteichefs eingestimmt. Vorsorglich wurden vorab auch die „Herbert, Herbert“-Sprechchöre geübt.

„Wollt ihr einen Volkskanzler Herbert Kickl?“, kündigte die Moderatorin schließlich dessen Ankunft an. Gefolgt von den Landesparteichefs und den wichtigsten Spitzenfunktionären zog er fahnenschwenkend ein.

Vor ihm durfte aber noch der steirische Obmann Mario Kunasek den Einpeitscher geben. Er geißelte die „schwarz-grüne Belastungsregierung“ im Bund, richtete dann aber einen Appell an die steirische SPÖ: Sie möge doch die Ausgrenzungspolitik gegenüber der FPÖ beenden und lieber überlegen, wo es inhaltliche Gemeinsamkeiten gebe.

So ungeschoren ließ Herbert Kickl die SPÖ nicht davonkommen: „Die Marxisten sind gegen das Eigentum, außer es geht in ihre eigene Tasche“, wetterte er gegen SPÖ-Chef Andreas Babler und seine Pläne für eine Vermögensbesteuerung.

Wobei in den Augen Kickls ohnehin schon alle anderen Parteien zu einer „Einheitspartei verschmolzen“ seien – mit dem Ziel, die Blauen von der Macht fernzuhalten. „Sie sollten auch als eine Liste kandidieren. Etwa als Liste Volksverrat oder Anti-Österreich-Einheitsfront“, so der blaue Parteichef unter dem Gejohle seiner Fans.

Gott und Orban

Während die Gegner der Blauen alles Missliebige als „rechts“ brandmarken würden – vom Fleischkonsum bis zum Radetzkymarsch – sei die FPÖ der Vertreter von Normalität und Hausverstand. „Ich bin der einzige Normalo unter all den Systemlingen“, so Kickl, der zwischendurch auch für ihn ungewöhnliche religiöse Töne anklingen ließ: „Gottvertrauen und Beistand von oben sind mir wichtig.“ Einmal mehr nannte Kickl aber auch Viktor Orbans Familien- und Asylpolitik als Vorbild.

„Die FPÖ hat in allen entscheidenden Fragen recht, die anderen unrecht“, so seine Überzeugung. Begonnen bei der Corona-Pandemie, während der „Übeltäter und Folterknechte Terror gegen die eigene Bevölkerung“ ausgeübt hätten. Doch Karl Nehammer, Alexander Schallenberg und Karoline Edtstadler würden bereits auf seiner „Fahndungsliste“ stehen, warnte er unter dem Jubel seiner Fans.

Dem aktuellen „Öko-Kommunismus“ will Kickl „Umweltschutz mit Augenmaß“ entgegensetzen. Denn die Welt werde auch diesmal nicht untergehen. „Es werden vielleicht ein paar Arten aussterben, zum Beispiel die Grünen im Parlament.“ Werner Kogler uns seine Mitstreiter seien daher die wahre „letzte Generation“.

Keinen Asylantrag mehr bewilligen

Schließlich das Thema Asyl: Angesichts des Umgangs mit Ungeimpften sei es unglaubwürdig, wenn man sich mit Verweis auf die Menschenrechte über den Begriff „Remigration“ empören würde. Unter ihm als Kanzler werde in der „Festung Österreich“ kein Asylantrag genehmigt. „Das ziehe ich durch.“

„Große Klappe, nichts dahinter“, kommentierte bereits vor dem Treffen Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) Kickls Asylpläne. Er verwies darauf, dass in dessen Zeit als Innenminister mehr Afghanen Schutzstatus erhalten hätten als in seiner.

Die grüne Generalsekretärin Olga Voglauer ortet bei der FPÖ lediglich „Schmutzkübel und inhaltsleere Parolen“.

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