Es war das gewohnte Bild eines FPÖ-Neujahrstreffens: eine volle Halle, Bierzeltstimmung, geschwenkte Fahnen und ein „voll motivierter“ FPÖ-Parteichef Herbert Kickl. Und doch war diesmal etwas ein wenig anders. Es war die Botschaft in Kickls Rede – abseits der gewohnten Wortspielereien und Angriffe gegen die anderen Parteien, die Systemmedien, speziell den ORF, die Asylpolitik und „die Ketten der Bevormundung“. Er sprach auch von Eigentum, Familie, Leistungsorientieren, Wohlstand, Wertesystem und sogar von „Gottvertrauen“. Das alles bezeichnete er als „Bausteine der Normalität“, sich selbst als „Mister Normalo“.
Dieses Wortgerüst könnte theoretisch auch aus einer Rede bei einem ÖVP-Parteitag stammen. Die Debatte über das „Normalsein“ hatte ja Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner angestoßen, von der Bundespartei war das aber nur halbherzig bzw. gar nicht aufgenommen worden. Jetzt hat sich Herbert Kickl dem angenommen und dafür von seinem Publikum sehr viel Applaus erhalten. Die Absicht ist klar: Er will auch noch jene ÖVP-Wähler gewinnen, die sich in einen Warteraum begeben haben, weil sie von ihrer Partei nicht mehr die für sie richtigen Antworten erhalten.
Kein Ausweg für die ÖVP aus diesem Dilemma wären überraschend vorgezogene Neuwahlen. Diese würden nur unterstreichen, wie sehr man sich vor Herbert Kickl fürchtet.
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