FPÖ im Kampfmodus gegen "arrogante ÖVP und naive Grüne"
Die Parteichefs der FPÖ kommen und gehen, die John Otti Band spielt unverdrossen weiter. Schon um 10 Uhr vormittags wird in der kleinen Messehalle von Oberwart Stimmung gemacht: "Norbert, Norbert, Norbert, Herbert, Herbert, Herbert, Johann, Johann, Johann" schallt es von der Bühne und gut 1.500 Freiheitliche im Publikum wiederholen brav und schwenken dazu rot-weiß-rote Fähnchen.
Weil am 26. Jänner im Burgenland Landtagswahlen stattfinden, ist die südburgenländische Stadt - seit kurzem Wohnort von SPÖ-LH Hans Peter Doskozil - am Samstag Schauplatz des blauen Neujahrstreffens. Selbst Parteiinsider können sich nicht erinnern, dass den burgenländischen Blauen diese Ehre schon früher einmal zuteil geworden wäre.
Gekommen sind neben Bundesparteichef Norbert Hofer aus dem nahen Pinkafeld, Klubchef Herbert Kickl und Burgenlands Landesparteichef Johann Tschürtz viele Honoratioren der Partei aus ganz Österreich, darunter Wiens Dominik Nepp, Manfred Haimbuchner aus OÖ, Niederösterreichs Gottfried Waldhäusl, Ex-Verteidigungsminister Mario Kunasek aus der Steiermark, der designierte Generalsekretär Michael Schnedlitz, sein Vorgänger Harald Vilimsky, aber auch Altvordere wie Harald Ofner, in den 1980-er Jahren Justizminister in der rot-blauen Bundesregierung.Einer freilich fehlt. Der aus der FPÖ vor gut einem Monat ausgeschlossene Heinz-Christian Strache, der bei der Wien-Wahl im Herbst wohl für die FPÖ-Abspaltung DAÖ (Die Allianz für Österreich) antreten wird. Drei Damen mit bunten Haaren aus Wien bewerten den Ausschluss unterschiedlich, nur eine weint Strache mehr als eine Träne nach. Ein älterer Parteigänger, ebenfalls aus der Bundeshauptstadt, begrüßt hingegen die Trennung. Geht`s auch ohne den früheren Frontmann? "Es geht ja jetzt schon".
Namenloser Strache
Bei der neuen Parteispitze ist Strache ohnehin unten durch. Herbert Kickl erwähnt ihn erst gegen Ende seiner halbstündigen Rede - ohne ihn freilich beim Namen zu nennen: "Ganz, ganz wenige" hätten großen Schaden angerichtet, so der blaue Ex-Innenminister. Ihnen war "das Ich wichtiger als das Wir und die hatten vielleicht auch Probleme mit der Unterscheidung von Dein und Mein". Aber jetzt gelte es "aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen", damit 2020 "besser wird als die zweite Hälfte 2019".
An der "schwarz-grünen Koalition", lässt Kickl naturgemäß kein gutes Haar. "Wir sind die natürlichen Feinde der Koalition", sieht der Ex-Innenminister einen "Kampfauftrag", die Österreicher "vor den Grauslichkeiten" der Regierung "zu schützen". Die ÖVP strotze vor "Arroganz und Selbstgefälligkeit", weil sie die Grünen bei den Regierungsverhandlungen über den Tisch gezogen habe. "Die Herz-Lungen-Maschine der Republik ist in schwarzer Hand", ätzt der blaue Pointenschleuderer. Die Grünen sollten statt Grüne Alternative besser "Grüne Naive" heißen.Während der FPÖ-Klubchef betonte, zur Demokratie gehöre auch die Opposition, macht Norbert Hofer in seiner mehr als einstündigen Rede klar, wie gerne er mit den Türkisen weiterregiert hätte. Er zählt die "Erfolge" der "beliebtesten Regierung Österreichs" auf und sieht durch Türkis-Grün die "Freiheit" in vielen Bereichen bedroht _ von den "ORF-Zwangsgebühren" bis zur Rücknahme von Tempo 140, die Hofer als Verkehrsminister auf Teststrecken erlaubt hatte. Hofer will übrigens "die Österreicher in einer breit angelegten Kampagne informieren, wie sie fernsehen und Radio hören können, und trotzdem keine GIS-Gebühren zahlen".
Rede von Herbert Kickl
"Österreich verteidigen"
Hofers Ziel: "Wir wollen die stärkste Partei in Österreich werden, denn die FPÖ sei die einzige Partei, die bereit sei "Österreich zu verteidigen gegen Islamisten und Migranten, die nicht Schutz suchten, sondern "ins Sozialsystem einwandern wollen".
"Immer dann, wenn alle gegen uns sind, rücken wir zusammen", hielt Hofer zum Schluss kurze Lobreden auf alle Länderchefs der Blauen - fast, als wollte er sich deren Gefolgschaft noch einmal versichern. Einen Machtkampf mit Kickl stellte der Burgenländer in Abrede. Der größte Beweis für den Zusammenhalt sei gewesen, dass die FPÖ die Regierung mit der ÖVP verlassen habe, als Kickl gehen musste.
In die Bundesregierung will die FPÖ zurückkehren, in der burgenländischen Landesregierung ist sie schon drinnen und will das auch nach dem 26. Jänner bleiben. Hofer zeigte sich "fest überzeugt", dass Rot-Blau, das 2015 von Hans Niessl geschmiedet wurde, "auch unter Hans Peter Doskozil fortgesetzt wird".
Josef Tauber, SPÖ-Landesrat von 1993 bis 1999, sieht das übrigens auch so. Der Rote war am Samstag bei den Blauen und wurde von Hofer mit warmen Worten bedacht: "Lieber Pepi, das erfüllt mich mit Stolz und Dankbarkeit". Im Burgenland scheint die blaue Welt noch rosarot.
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