Flüchtlingskoordinator Takacs erwartet "Ruhe vor dem Sturm"
Die Flüchtlingssituation in Österreich hat sich zuletzt beruhigt. Flüchtlingskoordinator Michael Takacs sah bei einem Pressegespräch Donnerstagvormittag eine Talsohle erreicht. Eine zweistellige Zahl an Flüchtlingen hat auch seinen Vertriebenenpass wieder zurückgegeben und ist in vergleichsweise sichere Gebiete in der Ukraine zurückgekehrt. Polen haben mittlerweile mehrere Hunderttausend Richtung Heimat verlassen. Takacs glaubt aber nur an eine "Ruhe vor dem Sturm".
"Jeder hat ein Dach über dem Kopf"
Die Unterbringungssituation ist derzeit stabil. 58.000 Menschen aus der Ukraine haben in Österreich Zuflucht gefunden "und jeder hat ein Dach über dem Kopf". Von Privaten wurden 47.000 Plätze für die Unterbringung in 10.000 Quartieren offeriert. Davon sind bisher erst 17 Prozent belegt, was auch damit zusammenhängt, dass der Bund die Zahl seiner Großquartiere aufgestockt hat.
Dennoch ersucht Takacs weiter darum, Plätze einzumelden, wenn jemand welche zur Verfügung stellen kann. Denn es könnten 150.000 bis 200.000 Flüchtlinge in Österreich einlangen. Etwa, wenn sich die Kampfhandlungen im Osten der Ukraine wieder intensivieren.
Erst wenn für solch eine große Zahl Quartiere zur Verfügung stünden, "werde ich eine Ruhe geben". Seine Arbeit sieht der Flüchtlingskoordinator folgerichtig auch noch nicht als getan. Er geht davon aus, noch mehrere Wochen der Tätigkeit nachzugehen. Ob er sich dennoch als Bundespolizeidirektor bewirbt, sei noch offen.
Derzeit gilt sein Engagement in Zusammenarbeit mit dem AMS etwa der Integration der ukrainischen Flüchtlinge auf dem Arbeitsmarkt. 34.000 blaue Karten sind bereits versendet, womit die Vertriebenen Zugang zum Arbeitsmarkt haben. Etwa 500 sind bereits in den Arbeitsprozess eingestiegen. Takacs geht davon aus, dass ab jetzt mehrere Ukrainer Beschäftigung finden werden. Eingeschult wurden mittlerweile etwa 5.000 Kinder.
80 Prozent der Vertriebenen in Österreich sind Frauen
Von den in Österreich eingelangten Flüchtlingen sind immer noch rund 80 Prozent Frauen. Männer über 18 dürfen die Ukraine nur in Ausnahmefällen verlassen - nämlich wenn sie pflegende Angehörige betreuen müssen, mindestens drei Kinder haben oder untauglich sind. Dazu kommen noch in Österreich Studierende.
Insgesamt gibt es unter den Flüchtlingen oft den Wunsch, möglichst rasch heimzukehren. Das zeigt sich auch bei der von Österreich initiierten Luftbrücke für in Moldau angelangte Flüchtlinge. Wien hat dem armen Nachbarland der Ukraine angeboten, 2.000 Flüchtlinge von dort aufzunehmen. Dieses Angebot steht, sagte Takacs auf Nachfrage. Doch wollten viele Menschen möglichst nah an der Ukraine bleiben und es sei eine Herausforderung überhaupt Personen zu finden, die in die EU wollen. Bis dato kamen 500 Flüchtlinge aus Moldau nach Österreich. Da mittlerweile aber auch andere Staaten Luftbrücken in das Land machen, gibt es für Österreich aktuell nur alle drei Wochen einen Slot für einen Transfer.
Takacs wird sich demnächst an Ort und Stelle selbst ein Bild machen. Bisher sind im kleinen Moldau circa 560.000 Menschen aus der Ukraine eingereist. Mehr sind es von den Nachbarländern nur in Polen (2,7 Millionen) und in Rumänien (knapp 700.000). In Österreich lag die Zahl der täglichen Registrierungen am bisherigen Höhepunkt bei rund 3.500. Derzeit sind es etwa 900.
Erst ein Vorfall
Um zu garantieren, dass die Möglichkeit zur Aufnahme von Flüchtlingen nicht missbraucht wird - etwa von Menschenhändlern - wurde zudem eine eigene Taskforce im Bundeskriminalamt eingerichtet. Bisher habe es 37 Vorfallsmeldungen gegeben, wobei sich nur ein Verdachtsfall, bei dem es um Menschenhandel ging, erhärtet habe, so Takacs.
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