Finanzamt prüft Geldflüsse von Wirtschaftsbund Vorarlberg an ÖVP

Finanzamt prüft Geldflüsse von Wirtschaftsbund Vorarlberg an ÖVP
Wirtschaftsbund-Direktor Kessler bestätigte aktuell laufende Finanzprüfung. Wirtschaftsbund Vorarlberg hat sich offenbar selbst angezeigt.

Der Vorarlberger Wirtschaftsbund, Teilorganisation der ÖVP, soll laut einem "Standard"-Bericht große Summen an die Partei weitergeleitet haben, ohne diese zu versteuern. Nun soll der Wirtschaftsbund, konfrontiert mit einer Finanzprüfung, Selbstanzeige eingebracht haben. Das Geld, das an die ÖVP gegangen sein soll, soll dabei aus dem Magazin "Vorarlberger Wirtschaft" stammen, für das eine Firma Anzeigen lukrierte, an der Wirtschaftsbund-Direktor Jürgen Kessler Anteile hielt.

Kessler bestätigte gegenüber der APA, dass aktuell eine Prüfung des Vorarlberger Wirtschaftsbundes durch das Finanzamt laufe. "Die der Finanz bereits bisher immer offen gelegten Daten (vor allem auch zum Mitgliedermagazin) werden nunmehr im Betriebsprüfungsverfahren steuerrechtlich erörtert und beurteilt. Alle Unterlagen wurden der Finanz vollständig offengelegt. Diese Prüfung läuft und wir warten das Ergebnis samt Feststellungen ab", so Kessler in einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber der APA. Solche Prüfungen habe es seines Wissens auch in der Vergangenheit schon gegeben. Zu weiteren Fragen, etwa jene nach der Selbstanzeige oder Geldsummen, nahm er vorerst nicht Stellung.

Steuerrechtliche Einstufung

Derzeit soll das Finanzamt für Großbetriebe die Geldflüsse rund um den Wirtschaftsbund untersuchen. Dem Vernehmen nach soll es dabei um die steuerrechtliche Einstufung der Zahlungen des Vereins Wirtschaftsbund an die ÖVP gehen, konkret, ob diese mehrwertsteuerpflichtig sind oder nicht. Der Wirtschaftsbund soll auf ein entsprechendes Rechtsgutachten verwiesen haben, das Finanzamt soll die Sache anders sehen.

Das Inseraten-Geschäft des vom Wirtschaftsbund herausgegebenen Magazins "Vorarlberger Wirtschaft" hatte bereits in der Vergangenheit für Schlagzeilen gesorgt. Wirtschaftsbund-Direktor Kessler hielt nach Recherchen von "Ö1" und "DerStandard" über die 3L Consult GmbH 49,9 Prozent Anteile an der Kommunikationsberatungsfirma Mediateam, die auch das Anzeigengeschäft für die Zeitung der vom Wirtschaftsbund dominierten Vorarlberger Wirtschaftskammer abwickelt. Kessler kündigte nach öffentlicher Kritik seinen Ausstieg als Gesellschafter an. Mediateam gehört nun zu 75 Prozent Russmedia sowie zu 25 Prozent dem Geschäftsführer.

Steuercausa wird zum Politikum

Die Inseraten-Causa schlug auch in der Vorarlberger Politik hohe Wellen. In mehreren parlamentarischen Anfragen kritisierte die Opposition die Geschäftspraktik und vermutete indirekte Parteienfinanzierung. Die Vorarlberger Regierungsparteien ÖVP und Grüne einigten sich in der Folge darauf, die Parteienförderung auf Landesebene transparenter zu gestalten. In Zukunft müssen in Vorarlberg alle Inserate, Spenden und Subventionen, egal ob direkt bei einer Partei, einer Teilorganisation oder einer nahestehenden Organisation, lückenlos veröffentlicht werden. Zudem erhielt der Landesrechnungshof neue Kontrollrechte. Die Novelle des Vorarlberger Parteienförderungsgesetzes wurde im März weitgehend einstimmig im Landtag beschlossen.

Dass bei der Vorarlberger Volkspartei und ihren Vorfeldorganisationen viel im Argen liege, sei ein offenes Geheimnis, so die NEOS in einer ersten Reaktion auf den aktuellen "Standard"-Bericht. "Offenbar hatten wir NEOS von Anfang an Recht: es fließt Geld vom Wirtschaftsbund - einer ÖVP Teilorganisation - zur Partei, angeblich unversteuert!", so die Oppositionspartei. Landeshauptmann Markus Wallner sei "dringend gefordert, in seinen Organisationen endlich aufzuräumen und Konsequenzen zu ziehen. Sollte sich die illegale Parteienfinanzierung bewahrheiten, sind personelle Konsequenzen auf oberster Ebene notwendig."

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