Faßmann will angefeindeten Forschern mehr Rückendeckung geben

Faßmann will angefeindeten Forschern mehr Rückendeckung geben
Der neue Präsident der Akademie der Wissenschaften setzt außerdem Schwerpunkt gegen Wissenschaftsskepsis

17 Prozent der Österreicher finden, dass der Einfluss der Wissenschaft auf die Gesellschaft negativ oder eher negativ ist: Was beim Eurobarometer, der regelmäßigen Umfrage der EU-Kommission in allen EU-Staaten, erst im vergangenen Jahr offensichtlich wurde, wurmt den neuen Präsidenten der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) enorm: Heinz Faßmann will sich in seiner Amtszeit dem zwiespältigen Verhältnis der österreichischen Gesellschaft zur Wissenschaft widmen und der Wissenschaftsskepsis, die in kaum einem EU-Land so groß ist wie bei uns, etwas entgegensetzen.

Faßmann hat dazu ein jährliches Wissenschaftsbarometer in Auftrag gegeben, jenes der EU wird nur alle zehn Jahre durchgeführt.

Dem ehemaligen Minister geht es dabei zuerst einmal um eine „wissenschaftliche Evidenz“ bei dem Thema. Erste Ergebnisse sollen noch in diesem Jahr vorliegen, Vorbild ist das jährliche Barometer in Deutschland und der Schweiz. In Deutschland zeigte sich zuletzt, dass das Vertrauen in die Forschung, in Ärzte und das medizinische Personal hoch ist, nicht aber in die Politik und die politischen Entscheidungsträger.

Dass auch Wissenschaftsminister Martin Polaschek eine Studie zur Wissenschaftsfeindlichkeit, zu den Auslösern und der Geschichte in Auftrag gegeben hat, ist Faßmann bewusst, man ergänze sich, betont der Präsident und ehemalige Wissenschaftsminister.

Hilfe bei Anfeindungen

Weiters berichtet Faßmann, dessen Amtszeit als Präsident der ÖAW im Juli begonnen hat, dass es eine neue Anlaufstelle für angefeindete Forscher geben wird: Wie sich in der Pandemie gezeigt hat, sind Forscher mit klaren Standpunkten sehr oft massiv angefeindet worden, vor allem in den sozialen Medien, so Faßmann.

Im Oktober werde deshalb eine Plattform eingerichtet, bei der Forscher der Akademie Unterstützung beim Umgang mit Medien und in Rechtsfragen erhalten. „Wir haben Wissenschafterinnen und Wissenschafter bei ihrer Medienarbeit vor allem während der Corona-Pandemie zu lange alleingelassen“, so Faßmann. „Viele empfanden die negativen Reaktionen als emotional enorm belastend und wünschten sich eine stärkere Unterstützung. Dazu wollen wir unseren Beitrag leisten.“

Aber auch Journalisten, die Faßmann als essenzielle Multiplikatoren der Wissensvermittlung sieht, sollen mehr in die Forschung einbezogen werden: Mit dem Format „Science Update“, das Ende September startet, sollen sie die Möglichkeit haben, sich mit Forschern zu relevanten Themen auszutauschen, um so zur „Aufklärung und Versachlichung von oft aufgeheizten und emotional geführten Debatten“ beitragen zu können. Vermittlungsarbeit leiste die Akademie längst auch durch Schulinitiativen wie „Akademie im Klassenzimmer“ oder den „ÖAW-Wissenschaftscomics“.

Christiane Wendehorst, Präsidentin der philosophisch-historischen Klasse der ÖAW, betonte außerdem, dass mehr Diversität ein weiteres Ziel der neuen Präsidentschaft sein werde. Der Frauenanteil bei der ÖAW liege unter 30 Prozent, erst vor 50 Jahren wurde die erste Frau Mitglied bei der ÖAW. „Die Akademie muss jünger, weiblicher und diverser werden“, so Wendehorst.BG

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