Gewessler kandidiert für Grünen-Spitze: "Ich will's besser machen"

Leonore Gewessler will Grünen-Chefin werden. Das verkündete die frühere Klimaministerin heute, Mittwoch, um 10.30 Uhr in einem vorab angekündigten Video auf Bluesky. "Ich mach's. Ich kandidiere als Bundessprecherin der Grünen."
"Ich will's besser machen"
Gerade schaue es so aus, als würde alles den Bach hinunter gehen, erklärt sie, und zählt auf: der Ukraine-Krieg, Rechtsextreme im Aufwind, die Wirtschaft im Abwärtstrend, Hochwasser, Waldbrände, Trump, Musk, Kickl.
"Man kann den Mut verlieren. Aber das dürfen wir nicht. Wenn wir eine bessere Welt wollen, dann müssen wir dafür kämpfen. Und ich will kämpfen. Wir wollen gemeinsam die Welt retten."
"Unsere Kinder sollen einen intakten Planeten haben. Sie sollen sicher sein, frei und glücklich." Die Grünen hätten in den vergangenen fünf Jahren in der Regierung dafür gearbeitet - "und ja, wir haben auch Fehler gemacht, wir haben Wahlen verloren", räumt Gewessler ein. "Ich nehme das ernst und will's besser machen."
"Sagt uns, was ihr braucht"
Die Politik der Grünen müsse das Leben leichter machen, anstatt zu überfordern. So sollen Frauen selbst entscheiden können, wie viel sie arbeiten oder ob sie ihre Kinder betreuen. Sie sollen keine Angst haben auf dem Nachhauseweg in der Nacht oder vor Gewalt in den eigenen vier Wänden. Gewessler will auch eine starke Wirtschaft, Wohlstand und Arbeitsplätze - "egal, was Trump oder Putin tun".
Dafür brauche es Ideen und Antworten, "und ich weiß, wir können das", sagt die 47-jährige Grüne und spricht eine "Einladung an alle Menschen in unserem schönen Land" aus: "Sagt uns, was ihr braucht. Lasst uns für uns arbeiten, gehen wir das nächste Stück gemeinsam."
Zadić und Kaineder kandidieren nicht
Die Delegierten wählen ihre Spitze bei ihrem Bundeskongress am 29. Juni in Wien.
Gewessler ist schon seit Längerem als Nachfolgerin für Werner Kogler im Gespräch, der die Partei 2017 übernommen hat. Ebenso Ex-Justizministerin Alma Zadić. Sie wird dem Vernehmen nach allerdings nicht für den Parteivorsitz kandidieren. Denkbar sei, dass sie Vize-Chefin wird, heißt es.
Kurz nach Erscheinen des Gewessler-Videos schrieb Zadić auf Bluesky, sie freue sich über die Kandidatur: "Mit dir an der Spitze werden wir ein großartiges Team sein und gemeinsam für ein leichteres Leben und eine bessere Zukunft für unsere Kinder kämpfen! Meine Unterstützung hast du – every step of the way!"
Stefan Kaineder, Landesparteisprecher in Oberösterreich, galt lange als Wunschkandidat des eher bürgerlichen Flügels der Grünen. Aber auch von ihm ist mit Stand heute nicht mit einer Kandidatur zu rechnen.
Schriftlich ließ er wissen, dass Gewessler "genau die richtige Frau für diese Position" sei. Er selbst wolle sich auf die Landtagswahl in Oberösterreich 2027 konzentrieren, werde aber auch erneut für den grünen Bundesvorstand kandidieren.
"Gemeinsam" auf Gewessler verständigt
In Grünen Kreisen wird erklärt, dass sich die Landesparteien und die derzeitige Parteispitze "gemeinsam" darauf verständigt hätten, Gewessler als Kandidatin zu unterstützen - mit "ernsthaften" Gegenkandidaten oder gar einer Kampfabstimmung sei am Bundeskongress also nicht zu rechnen.
Prinzipiell steht die Bewerbung aber allen frei. Die Frist startet offiziell am 4. Mai und endet am 1. Juni - vier Wochen vor dem Bundeskongress.
Kogler verneigt sich
Auch Kogler, Noch-Bundessprecher der Grünen, stellte sich kurz nach Veröffentlichung des Kandidatur-Videos hinter Gewessler. "Meine Unterstützung hast du", postete er, mit grünem Emoji-Herz versehen: "Danke, dass du diesen Schritt machst und danke, dass du bereit bist, unsere Grünen aufs nächste Level zu heben."
Er sei "sehr sehr froh" über ihre Kandidatur. Gewessler schrecke vor keiner noch so großen Herausforderung zurück und kämpfe verlässlich für eine bessere Welt: "Ich verneige mich - vor deiner Entschlossenheit, deiner Klarheit und deiner Kompetenz."
Einhellig hinter Gewessler stellten sich auch weitere Grüne, etwa Generalsekretärin Olga Voglauer, die sich "wahnsinnig" freute, und Klubchefin Sigrid Maurer, die an ihrer Seite zu kämpfen gelobte. Von einer guten Nachricht für alle Menschen in Österreich sprach die grüne Wien-Wahl-Spitzenkandidatin Judith Pühringer.
Kommentare