Ex-Diplomat: "Die Gabel nicht in der Faust halten"

Ein lächelnder Mann in Anzug und Krawatte blickt zur Seite.
Ex-Diplomat Florian Krenkel über das Botschafter-Leben.

Florian Krenkel wurde aus dem diplomatischen Dienst heraus Pressesprecher der Außenminister Alois Mock und Wolfgang Schüssel. Danach war er als Berater des Fürsten von Liechtenstein und in der Privatwirtschaft tätig.

KURIER: Was ist das Schönste am Botschafterjob?

Florian Krenkel: Man kann sich aussuchen, wie man es anlegt. Der eine sagt, ich bin da, um das Leben zu genießen, Österreich hat eh nichts zu bieten außer Kultur, und veranstaltet 20 Konzerte. Der andere ist Interessensvertreter des Landes, der Wirtschaft, ist begeistert überall präsent, hinterlässt Duftmarken, ist Generalist.

Und was ist das Ödeste?

Die Bewirtung heimischer Gäste. Da kommen Abgeordnete oder sonst wer nach Australien und glauben, da gibt’s ein Hotel- und Gastwirtschaftsservice der Botschaft, und vielleicht hat der Botschafter auch noch Zeit für eine Stadtrundfahrt.

Was ist die beste Voraussetzung, den Botschafterjob gut zu machen?

Einige Jahre Erfahrung, bilateral, multilateral – zum Beispiel bei der UNO, eine bessere Ausbildung gibt es nicht.

Wie klettert man bis zum Botschafter?

Man fängt an als Stagiaire, als Test irgendwo im Ausland, und geht – immer wieder mit Heimataufenthalt dazwischen – über Botschaftssekretär, Rat, bis zum Erstzugeteilten und dann Botschafter.

Je besser der Posten, desto mehr Geld?

Es gibt verschiedene Einstufungen, Paris ist wichtiger als irgendein Posten in Afrika. Aber dann gibt es auch andere Parameter wie Kaufkraftausgleich etc., und man verdient woanders plötzlich mehr.

Tanzen und Small Talk lernt man in der Ausbildung?

Man macht das Préalable, die 3- bis 4-tägige Prüfung am Ende der Diplomatischen Akademie oder eines anderen Studiums. Da gibt’s auch psychologische Tests. Und es wird schon auch geschaut, ob man sich beim Mittagessen unterhalten kann und die Gabel nicht in der Faust hält.

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