Regierung will Songcontest als "Visitenkarte für Österreich" nutzen

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Für die Dreierkoalition hat nicht nur JJ, sondern "wir alle ein bissl gewonnen". Die Austragung des Songcontests vor zehn Jahren hat 40 Millionen Euro an Wertschöpfung erbracht.

Den Wochenbeginn nutzen die Spitzen von ÖVP, SPÖ und Neos mit ORF-Generaldirektor Roland Weißmann, den dritten ESC-Sieg Österreichs nach Udo Jürgens (1966) und Conchita Wurst (2014) in seiner wirtschaftlichen und kulturellen, ideellen wie individuellen Bedeutung zu untermauern. Denn der Sieg von Countertenor JJ in Basel bedeutet automatisch, dass Österreich 2026 den 70. Eurovision Song Contest ausrichten wird. 

Wo genau die Veranstaltung stattfindet, das wird sich erst entscheiden. Gewiss ist, dass die Austragung Geld kostet. Geld, das nicht nur der ORF bereitstellen wird müssen, sondern auch die Bundesregierung. Und das alles in wirtschaftlich schwierigsten Zeiten. Österreich befindet sich bekanntlich in der längsten Rezession seit dem II. Weltkrieg.

Für Bundeskanzler Christian Stocker wird der ESC eine Gelegenheit einer "Visitenkarte Österreichs in die Welt". Und zwar wirtschaftlich wie kulturell. JJs Beitrag "Wasted Love" sein ein "ganz besonderer, der die Vielfältigkeit der Musik gezeigt hat" - und wie erfolgreich eben diese Vielfalt sein kann. 

Daran schließt auch SPÖ-Chef und Vizekanzler in seinem Statement vor Medienvertretern an. "Wir haben alle ein bissl gewonnen", so Andreas Babler. Der Künstler JJ habe mit seinem Auftritt unter Beweis gestellt, dass es keine Widersprüche geben muss zwischen Hochkultur und Popmusik, sondern Verbindendes darin geben kann. 

JJ, representing Austria, winner of the 2025 Eurovision Song Contest, returns to Vienna

Ganz Österreich freue sich mit dem Künstler, so Außenministerin Beate Meinl-Reisinger anschließend. "Ein ganzes Land ist mit Stolz erfüllt. Es ist wunderschön zu sehen, wie viele sich mit Dir freuen", so die Neos-Chefin, die anschließend erzählt, dass sie bei der Inauguration des Papstes von einigen internationalen Politikern auf JJs Sieg angesprochen worden sei. 

JJ

Die für Tourismus zuständige Staatssekretärin Elisabeth Zehntner verweist in ihrem Statement auf die Chance, die der ESC für Österreichs Wirtschaft mit sich bringen wird. Der ESC 2014 brachte "echte Wertschöpfung", nämlich 40 Millionen Euro. Zahlen führt auch ORF-Generaldirektor Weißmann ins Treffen. 150 Millionen Menschen verfolgten den 69. ESC, über eine Million war im ORF dabei, als der Countertenor gewann. 

Der Songcontest sei, so Weißmann "positiv konnotiert" für Tourismus, Kultur und Musik und werde "natürlich eine Herausforderung".

Der Künstler selbst zeigt sich hernach sichtlich be- und gerührt. "Ich bedanke mich sehr für die lieben Worte." JJ fühlt sich, wie er sagt, geehrt, "klassische Musik auf die größte Popbühne der Welt" gebracht und "unser Land der ganzen Welt präsentiert" zu haben. "Ich bin froh, die Jugend und Queer Community repräsentieren zu dürfen."

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