Elektronische Gesundheitsakte: Was ELGA künftig können soll

THEMENBILD ZUR GESUNDHEITSREFORM
Eine Reihe an Verbesserungen wie downloadbare Röntgenbilder soll ELGA patienten-näher machen. Der KURIER weiß welche.

Sagt Ihnen der Begriff ELGA etwas? Nein? Dann sind Sie in guter Gesellschaft. 

Geschätzte 100.000 Mal im Monat wird die "Elektronische Gesundheitsakte" ELGA aufgerufen. Das klingt aufs Erste viel, ist bei rund neun Millionen Sozialversicherten aber eher wenig. Zum Vergleich: Die eCard wird im Schnitt bis zu 600.000 Mal verwendet - jeden Tag.

Obwohl ELGA seit mehr als zehn Jahren existiert, führt sie vor allem bei den Patienten ein Schattendasein. Das soll sich nun ändern. Denn in den nächsten Wochen und Monaten werden eine Reihe an Neuerungen und Projekten angestoßen, die das ELGA-Portal relevanter und patienten-näher machen sollen.

Der KURIER fasst die wichtigsten Fragen, was ELGA kann bzw. künftig können soll, zusammen:

Was leistet ELGA im Moment?

ELGA ermöglicht Spitälern, berechtigten Ärzten, Apotheken und jedem Patienten bzw. Sozialversicherten den Zugriff auf wichtige Gesundheitsdaten wie Entlassungsbriefe, Befunde von Ambulanzen, Labor- und Radiologie-Instituten, etc. Und: ELGA bietet auch den Zugriff auf den e-Impfpass.

Wer darf zugreifen?

Spitäler, Pflege-Einrichtungen, Ärzte und Apotheken. Explizit keinen Zugriff haben Ärzte, die für private Versicherungen Untersuchungen durchführen, Betriebsärzte, Stellungsärzte oder Ärzte, die die Patienten vom Zugriff ausgeschlossen haben. Patienten, die nicht an ELGA teilnehmen bzw. ihre Daten nicht in ELGA einspeisen lassen wollen, können aus dem System herausoptieren. Die Summe dieser Personen ist seit Jahren weitgehend unverändert, sie liegt bei rund 3 Prozent aller Krankenversicherten, also bei etwa 280.000 Menschen. 

Warum wird ELGA insbesondere von Patienten derzeit nicht intensiv genutzt?

Das liegt unter anderem daran, dass zahlreiche Befunde nicht zu finden bzw. enthalten sind, weil Ärzte oder Institutionen nach wie vor nicht an ELGA teilnehmen bzw. keine Daten zur Verfügung stellen. Wie das ELGA-Management am Mittwoch bei einem Hintergrundgespräch vor Journalisten erklärt hat, sind derzeit nur 18 Prozent der Pflege-Einrichtungen in Österreich an ELGA angeschlossen. Und während bereits alle öffentlichen Spitäler in Österreich Daten in ELGA einspeisen, sind es bei den niedergelassenen Ärzte weniger als die Hälfte (44 %). 

Wird sich das ändern?

Ja. Denn bislang waren beispielsweise niedergelassene Ärzte zwar verpflichtet, ihren Kollegen und den Patienten Befunde via ELGA zur Verfügung zu stellen. Allerdings war diese gesetzliche Verpflichtung mit keiner konkreten Sanktion verbunden - entsprechend lasch wurde die Vorgabe umgesetzt. In den nächsten Monaten soll sich das deutlich ändern: Ab 1. Juli 2025 müssen niedergelassene Labore und Radiologen die Befunde und Bilder verpflichtend zur Verfügung stellen, ab 1. Jänner 2026 sind auch die niedergelassenen Wahlärzte gesetzlich dazu verpflichtet - mit entsprechenden Sanktionsmöglichkeiten, wenn sie dies nicht tun. Etwas länger wird's wohl noch bei den Fachärzten dauern. Sie haben noch bis 1. Jänner 2030 Zeit, ihre Befunde ausnahmslos in ELGA einzuspeisen. 

Welche für Patienten und Ärzte relevanten Projekte will ELGA umsetzen?

Erwähnenswert ist beispielsweise "DigiMed", ein digitaler Medikationsplan. DigiMed verschafft Patienten und behandelnden Ärzten einen exakten Überblick über die tatsächliche Medikation inklusive Dosierung und Einnahmezeiten. Diese Funktion ist Grundlage für eine "Patient Summary", eine Zusammenfassung der wichtigsten Gesundheitsdaten einer Person. Im Idealfall erspart die Patient Summary behandelnden Ärzten viel Zeit, weil sie relevante Daten ihrer Patienten nicht ständig neu erfragen müssen, sondern sie mit einem Blick bei der Erst-Ordination sehen. Damit dies funktioniert wird ab 2026 die verpflichtende elektronische Diagnose-Dokumentation kommen. Diese bedeutet: Ärzte müssen Diagnosen standardisiert festhalten, damit andere Gesundheitsversorger sie schnell erfassen können. Apropos: Bereits ab Herbst sollen Patienten in ELGA auf Bilddaten zugreifen können. Das bedeutet, dass sie Röntgenbilder abrufen bzw. downloaden können. Die "geübte Praxis", dass Patienten mit Laborbefunden oder Röntgenbildern zu Fachärzten gehen, ist damit Vergangenheit. In Vorbereitung sind außerdem eine ELGA-App und der e-Impfpass.

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