Der Neue: Das ist Norbert Totschnig
Vom ÖVP-Bauernbund ins Landwirtschaftsministerium, diesen für Österreich typischen Karriereweg geht nun auch der 47-jährige Osttiroler Norbert Totschnig. Seit 2017 ist er Direktor des Bauernbunds, davor arbeitete er in den Kabinetten von Michael Spindelegger und Reinhold Mitterlehner und als Referent im ÖVP-Klub. Als Generalsekretär der Bauernbund-Jugend war er von 2002 bis 2007 für den kultigen Jungbauernkalender verantwortlich und sorgte für ländliche Erotik.
Seiner Partei attestierte Totschnig schon in der Schüssel-Ära Sex-Appeal. "Sie ist mindestens so sexy, wie die Jungbauernschaft. Wie sexy die sein kann, hat sie mit dem Jungbauernkalender bewiesen", sagte er bei der Wahlparty nach der Nationalratswahl 2002. Für ihn stand die ÖVP damals für Jugend, Fortschritt und die Zukunft.
Apropos Zukunft: Die Folgen der Klimakrise in Österreich - Stichwort Trockenheit - beschäftigen den Agrarier schon länger. Gerade im Waldviertel hat der Borkenkäfer den Fichten in den vergangenen Jahren stark zugesetzt. Nachdem 2019 über 60 Prozent der Holzernte Schadholz war, verhandelten er und der Bauernbund mit Vorgängerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) einen letztlich mit 350 Mio. Euro dotierten Waldfonds.
Im Wald ist Totschnig auch privat gerne unterwegs. Wenn er Ostirols Natur und Bergwelt vermisst, geht der seit 2001 in Wien lebende Familienvater als Ausgleich im Wienerwald "jagern", wie er 2019 der "Kleinen Zeitung" erzählte. Eine klare Meinung hat er zum Wolf. "Was nicht geht, ist, dass wir zusehen, wie die Nutztiere gerissen, die Bauern demotiviert werden und die Almwirtschaft zugrunde geht", sagte Totschnig in dem Interview.
Seine Heimat Osttirol verließ der HTL-Absolvent im Alter von 19 Jahren für das Studium der Internationalen Wirtschaftswissenschaften, dass er 2001 in Innsbruck abschloss. Seine Diplomarbeit schrieb er über "E-Business für die Forstwirtschaft in der Europaregion Tirol". Ein Rückkehr von den Wiener Straßenschluchten in die Osttiroler Gebirgstäler schloss Totschnig in dem Zeitungsinterview 2019 nicht aus. "Das kann ich mir sehr gut vorstellen. Ich habe auch einen kleinen Baugrund in Tristach."
Die Berge beschäftigten den bisherigen Interessensvertreter aber auch in der Bundeshauptstadt. Eine für die Zukunft entscheidende Frage wird laut Totschnig sein, "wie man das agrarpolitisch gestaltet, damit die Bergbauern eine Chance haben, zu bleiben" - diese Gestaltungsmacht liegt nun in seinen Händen.
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