Gesundheitsökonom Czypionka für Maßnahmenpaket mit 2-G-plus
Für den Gesundheitsökonomen Thomas Czypionka vom Institut für Höhere Studien (IHS) ist die aktuell geltende 2-G-Regel nicht ausreichend, um die Corona-Lage in Österreich zu entschärfen. Der Experte ist auch nicht von Lockdowns für Ungeimpfte überzeugt und plädiert gegenüber der APA für ein Maßnahmenpaket, das nicht nur Distanzregeln und FFP2-Maskenpflicht umfasst, sondern auch "2-G-plus" für bestimmte Situationen mit vielen Menschen in einem Raum.
Dafür müsste man also geimpft oder genesen sein und einen frischen negativen PCR-Test haben.
Warum 2-G nicht genug ist
Dass die seit Montag geltenden Maßnahmen mit einer 2-G-Regelung in den meisten Bereichen des öffentlichen Lebens zu wenig sind, zeigen die Berechnungen Czypionkas und seiner Kollegen: "Die aktuelle Zahl von rund 12.000 Neuinfektionen bedeutet, dass wir in rund zwei Wochen zwischen 60 und 100 Neuaufnahmen auf den Intensivstationen haben - täglich!", sagte der Gesundheitsökonom.
Es sei "offensichtlich von manchen nicht so ganz erfasst worden, dass wir jetzt etwas tun müssen". Die 2-G-Regelung sei im Hinblick auf eine Steigerung der Impfquote sicherlich wünschenswert, "aber nützt uns in der derzeitigen Situation wenig, weil die Impfung ja nach frühestens vier Wochen Auswirkungen auf die Inzidenzen hat".
Auch von einem Lockdown für Ungeimpfte, wie er nun in Oberösterreich verhängt wurde, ist Czypionka nicht überzeugt. Das Problem sei, dass eine solche Maßnahme nicht ganz einfach zu kontrollieren sei. Und auch wenn er kein Rechtsexperte sei, "ist diese Maßnahme wahrscheinlich nicht ganz einfach rechtlich zu argumentieren". Denn von "einem Ungeimpften, der frisch PCR-getestet ist, geht weniger Gefahr aus als von einem Geimpften, dessen Impfschutz langsam abnimmt, und der nicht getestet ist".
Abstandsregeln, FFP2, 2-G-plus
Daher spricht sich der Experte für ein Maßnahmenpaket aus, das die Wiedereinführung von Distanzregeln sowie einer weitgehenden FFP2-Maskenpflicht umfasst, sowie einer 2G-plus-Regelung für Situationen, wo viele Menschen auf engem Raum zusammen sind, also etwa im Restaurant oder der Chorprobe. "Der Vorteil wäre, dass man damit das gesellschaftliche Leben weiterführen könnte", so Czypionka.
Und natürlich wäre es wünschenswert, wenn schon mehr Menschen ihre Booster-Impfung hätten, weil bei vielen der zweite Stich schon länger als sechs Monate zurück liege und sie damit auch einen zunehmend schlechteren Schutz gegen Infektion und Weitergabe des Virus haben.
Auf "Twitter" schrieb Czypionka am Donnerstag: "Irgendwie bin ich schon erstaunt, dass manche den Ernst der Lage noch immer nicht verstanden haben." Befragt, ob die derzeitige Situation nicht auf ein völliges Versagen der Politik zurückzuführen sei, meinte Czypionka, dass das "Mindset in der Politik sehr stark darauf ausgerichtet ist, dass man über Dinge verhandeln kann - das machen Politiker täglich mehrfach. Man verkennt aber, dass hier ein rein naturgesetzlicher Ablauf da ist, über den man nicht verhandeln kann."
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