8. März 2017: Rendi-Wagner, Sektionschefin im Gesundheitsministerium, beerbt die verstorbene Sabine Oberhauser als Ministerin. Kanzler Christian Kern hat sich für die „hervorragend qualifizierte Expertin“ eingesetzt. Erst am Tag ihrer Angelobung tritt sie der SPÖ bei.
22. September 2018: Rendi-Wagner folgt überraschend auf Kern als erste SPÖ-Chefin. Am SPÖ-Parteitag erhält sie Ende November 98 Prozent Zustimmung. Er „empfinde riesige Freude“, meint Kern, der sie vorgeschlagen hat – und später zu einem harten Kritiker werden sollte.
26. Mai 2019: Die SPÖ wird der türkis-blauen Regierung das Misstrauen aussprechen. Nach der Ankündigung fährt sie ihr historisch schlechtestes Ergebnis bei EU-Wahlen ein. Rendi-Wagner lächelt in der ZiB 2, im dunklen Hintergrund stehen SPÖ-Landeschefs. Moderator Armin Wolf merkt an: „Ich weiß jetzt nicht genau, warum Sie lachen.“ Hölzerne TV-Auftritte bleiben Teil von Rendi-Wagners Markenkern.
14. Juni 2019: Kern richtet Rendi-Wagner mitten im Nationalratswahlkampf aus: „Hoch gewinnt die SPÖ das nimmer.“
29. September 2019: Mit rund 21 Prozent fährt Rendi-Wagner das historisch schlechteste SPÖ-Ergebnis ein. Dank Unterstützern wie Michael Ludwig hält sie sich überraschend im Amt.
Herbst 2019: Die interne Kritik wird lauter. Linke SPÖ-Splittergruppen veranstalten Flashmobs vor der Parteizentrale in der Löwelstraße, Hans Peter Doskozil erklärt die SPÖ für „nicht regierungsfähig“. Nach seinem Wahlsieg im Burgenland kritisiert Doskozil im Jänner 2020 erneut die Bundespartei deutlich.
6. Mai 2020: Ärztin Rendi-Wagner profitiert mangels kantiger Linie nicht von der Pandemie. Intern angeschlagen, will sie die Mitglieder in einen Erneuerungsprozess einbeziehen. Sie erhält bei einer dafür gemachten Mitgliederbefragung 71,4 Prozent, nur 42,7 Prozent der Mitglieder stimmen ab. Doskozil schließt kurz darauf eine Kandidatur als SPÖ-Spitzenkandidat nicht aus.
16. April 2021: Das Burgenland beendet den Ost-Lockdown. „Zu früh“, kritisiert Rendi-Wagner. Doskozil ist außer sich. Der Bruch mit der Löwelstraße erfolgt zehn Tage später: Doskozil zieht sich aus dem Parteipräsidium zurück.
26. Juni 2021: Rendi-Wagners nächstes Debakel: Beim Bundesparteitag wird sie mit nur 75 Prozent wiedergewählt.
27. März 2022: Die mit dem Ukraine-Krieg einhergehende Teuerung verschafft der SPÖ Themenkonjunktur. Rendi-Wagner hält eine Grundsatzrede, alle lebenden Altkanzler sind vor Ort, auch Kern. In Umfragen steigt Rendi-Wagner auf rund 30 Prozent.
November 2022: Die Krise der Wien Energie, das Leugnen einer Asylkrise und Doskozil beenden Rendi-Wagners Höhenflug. Die SPÖ Burgenland lanciert eine Umfrage, die zeigt: Mit Doskozil würde die SPÖ bei Wahlen besser liegen als mit Rendi-Wagner.
Winter/Frühjahr 2023: Bei den Landtagswahlen in Niederösterreich und Kärnten fährt die SPÖ Verluste ein. Rendi-Wagner gibt Doskozil die Schuld. Der Streit um die Führung eskaliert.
März 2023: Die SPÖ-Gremien einigen sich: Das Amt des Parteichefs soll bei einer Mitgliederabstimmung abgefragt und am Parteitag beschlossen werden. Neben Doskozil, tritt Traiskirchens Bürgermeister Andreas Babler an.
22. Mai 2023: Doskozil gewinnt die Abstimmung knapp vor Babler und Rendi-Wagner, die tags darauf ihren Rückzug verkündet.
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