Abschied fixiert: Papst nahm Rücktritt von Kardinal Schönborn an

Papst Franziskus hat das Rücktrittsgesuch von Kardinal Christoph Schönborn an dessen 80. Geburtstag angenommen. Die Entscheidung wurde im "Bollettino" des Vatikans zu Mittag veröffentlicht. Ein Nachfolger wurde noch nicht bekannt gegeben. Die Entscheidung könnte noch Wochen auf sich warten lassen. Als Übergangslösung bestellte der Vatikan den Wiener Bischofsvikar Josef Grünwidl zum Apostolischen Administrator.
Schönborn hatte bereits Anfang 2020 dem Papst seinen Rücktritt angeboten - wurde dann aber lange nicht erhört. Der Vatikan verlängerte Schönborns Amtszeit zuerst auf unbestimmte Dauer. "Rom hat mitgeteilt, dass meine Dienstzeit als Erzbischof von Wien mit heutigem Datum endet", bestätigte Schönborn selbst auf YouTube die Annahme seines Rücktritts. Der Kardinal sprach von einem "denkwürdigen Tag". Mit seinem 80. Geburtstag verliert Schönborn auch das Wahlrecht für eine Papstwahl.
"Als emeritierter Erzbischof aufgewacht"
"Ich bin also als amtierender Erzbischof eingeschlafen und als emeritierter Erzbischof aufgewacht - und ich habe keinen großen Identitätsverlust dabei festgestellt", fasste Schönborn die Ereignisse an seinem 80. Geburtstag dann auch in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Grünwidl zusammen. Zu seiner Zukunft meinte der Kardinal: "Ich habe keine großen Pläne. Ich möchte also ein Altbischof in Rufweite bleiben." Auch Aufgaben in Rom wird Schönborn weiterhin wahrnehmen.
Zur Frage zur Suche nach seinem Nachfolger meinte Schönborn, dass an diesem Thema seit nunmehr fünf Jahren im Vatikan gearbeitet werde. Nun könne es auch sehr schnell gehen, einen konkreten Zeitrahmen nannte der nunmehr emeritierte Erzbischof nicht, denn: "Ich habe keinen Kaffeesud, aus dem ich das lesen könnte." Es sei kein Geheimnis, dass bereits viele Personen befragt worden seien, merkte Grünwidl an. Ob er selbst Erzbischof werden könnte? "Diese Frage stellt sich für mich derzeit nicht."
Grünwidl seit vielen Jahren Vertrauter
Grünwidl wurde auf den Tag genau vor genau zwei Jahren von Kardinal Schönborn zum Bischofsvikar für das Vikariat Süd der Erzdiözese Wien ernannt. Man kenne einander schon lange, betonte der Kardinal in Anwesenheit des Administrators, der sich wiederum für das große Vertrauen bedankte. "Ich kann alle nur einladen, dass wir den Weg der Reform weiter gehen", so Grünwidl, der wegweisende Entscheidungen, wie die Ernennung von Pfarrern oder neue Strukturen nicht treffen darf.
In Kreisen der Erzdiözese geht man nun davon aus, dass ein Nachfolger Schönborns in den kommenden sechs bis acht Wochen bekannt gegeben werden dürfte. Dass Rom eine Interimslösung geschaffen hat, zeigt auch für den Pressesprecher der Erzdiözese, Michael Prüller, dass das Verfahren schon weit fortgeschritten sein dürfte. Auch er hofft auf "eine Entscheidung in den nächsten Wochen".
Zweierlei Administratoren
Grundsätzlich gibt es zwei Arten von Administratoren: einen vom Domkapitel gewählten Diözesanadministrator oder einen vom Papst direkt ernannten Apostolischen Administrator, wie im aktuellen Fall. Ein Administrator darf keine Entscheidungen treffen, welche den künftigen Bischof binden, ist also nur ein interimistischer Leiter/Verwalter der Diözese (vergleichbar dem Vorsitzenden einer einstweiligen Bundesregierung, der kein Kanzler ist, aber die Geschäfte führt).
Eine feine Differenz gibt es zwischen Diözesan- und Apostolischem Administrator, wie der katholische Kirchenrechtler Andreas Kowatsch (Uni Wien) dem KURIER erläutert: Theoretisch könnte der Papst die Kompetenzen des Apostolischen Administrators aus bestimmten Gründen erweitern; ob das freilich passiert, wird nicht publik.
In Österreich wurde etwa Bischof Egon Kapellari 2001 zum Diözesanbischof von Graz-Seckau ernannt und gleichzeitig zum Apostolischen Administrator seiner bisherigen Diözese Gurk, bis Alois Schwarz dort nachfolgte. Gurk bekam erneut im Juni 2019 mit Militärbischof Werner Freistetter einen Apostolischen Administrator, der die Diözese bis zur Bischofsweihe von Josef Marketz 2020 leitete. Und als Apostolischer Administrator wirkt derzeit auch der Feldkircher Bischof Benno Elbs – und zwar für die Erzdiözese Vaduz (Liechtenstein), nachdem der Rücktritt des dortigen Erzbischofs Wolfgang Haas angenommen wurde; Elbs selbst war vor seiner Bischofsweihe Diözesanadministrator von Feldkirch nach dem Rücktritt von Elmar Fischer.
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