BZÖ Kärnten wollte Identitären-Chef Sellner als Spitzenkandidaten

Sellner als Jugendlicher in Neonazi-Aktivitäten verstrickt
Der Identitären-Chef lehnte ab: Er will beim "patriotischen Aktionismus" bleiben. Das BZÖ Wien löst sich aus Protest auf.

Das BZÖ Kärnten sammelt gerade Unterschriften für seine Kandidatur bei der Nationalratswahl - und nimmt offensichtlich jede Hilfe, die es kriegen kann.

BZÖ-Landesparteichef Karlheinz Klement hat eine "Allianz der Patrioten" ins Leben gerufen - und dieser hat sich nun auch Martin Sellner, Chef der Identitären Bewegung Österreich (IBÖ) angeschlossen. Die Runde besteht unter anderem aus Impfgegnern, Abtreibungsgegnern, Gegnern von Smart Meter (einem "smarten" Stromzähler", der angeblich gefährliche Strahlen absondern soll). Und jetzt eben auch aus Identitären.

Aber nicht nur das: Der Chef der Bewegung, die vom Verfassungsschutz in Österreich und Deutschland als rechtsextrem eingestuft wurde, war als Spitzenkandidat bei der Nationalratswahl im Gespräch, wie Klement im KURIER-Gespräch erzählt.

"Wir haben uns getroffen und festgestellt, dass wir in sehr vielen Bereichen ähnlich denken", erzählt Klement, der Sellner Rosen streut: "Er ist für mich eines der größten politischen Talente Österreichs. Deshalb wäre er für mich der perfekte Spitzenkandidat für die Bundesliste gewesen."

"Leider", so Klement, habe Sellner abgelehnt. Er wolle vorerst beim "patriotischen Aktionismus" bleiben. Es seien aber noch andere prominente Namen im Gespräch, die Liste soll demnächst präsentiert werden.

BZÖ Wien löste sich aus Protest auf

Mit dem neuen, prominenten Unterstützer hat man einige Hundert Kilometer weiter keine Freude: Das BZÖ Wien löste sich auf - aus Protest, wie Dietmar Schwingenschrot dem KURIER erklärt. "Wir tragen so etwas nicht mit." Das BZÖ Kärnten und das BZÖ Wien seien zwei völlig getrennte Einheiten, betont er.

"Uns ist wurscht, was die da unten machen, aber da geht zu weit. Es gibt Personen, mit denen wollen wir nichts zu tun haben", sagt er - ohne den Namen Sellner auszusprechen.

Das BZÖ Wien habe sich am Donnerstag mit einstimmigen Beschluss aufgelöst. Schwingenschrot, der in Wien als Biber-Retter starkmacht, will sich politisch nun neu orientieren, im Raum steht etwa, dass er bei den Wirtschaftskammer-Wahlen antritt.

Sellner als Magnet in sozialen Medien

Bis 2. August muss das BZÖ Kärnten 2.600 Unterstützungserklärungen gesammelt haben, um kandidieren zu dürfen.

Durch IBÖ-Chef Sellner gewinnt die kleine Landespartei enorm an Reichweite: Auf Twitter hat er rund 32.000 Follower, seinen Youtube-Channel haben mehr als 100.000 Personen abonniert - dort hat der 30-jährige Wiener am Donnerstag auch seine Unterstützung für die "Allianz der Patrioten" publik gemacht.

"Das BZÖ ist mir schon öfter positiv aufgefallen als Partei, die nicht mit dem Mainstream mitrennt. Sie haben zum Beispiel auch die Ermittlungen gegen meine Person kritisch kommentiert", sagt Sellner zum KURIER. Nachsatz: "Was die FPÖ nicht gemacht hat."

Eine Kandidatur schließt er nicht prinzipiell aus, derzeit passe es aber nicht, sagt er: "Ich möchte, dass zuerst mein Name reingewaschen wird und die Ermittlungen abgeschlossen sind. Bis dahin werde ich diese patriotische Partei mit meiner Präsenz und Reichweite unterstützen, soweit es mir möglich ist."

Apropos Ermittlungen: BZÖ-Landeschef Klement "stört es überhaupt nicht", dass gegen Sellner ein Finanzstrafverfahren läuft. Zudem wird gegen Sellner wegen Unterstützung einer kriminellen Vereinigung ermittelt, weil er eine Spende vom Neuseeland-Attentäter erhalten hat.

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