Zwischen den Fronten
Die Besetzung wurde zum Politikum: Sachs gilt als Wunschkandidat der ÖVP, im Hearing wurde er mit nur einem Punkt Vorsprung Erstgereihter. Die Grünen zweifelten das Ergebnis öffentlich an, die Türkisen konterten mit einem externen Gutachten.
Das war im November, seither herrscht Pattstellung. Die Nominierung muss im Ministerrat beschlossen werden, die nötige Einstimmigkeit ist derzeit nicht in Sicht.
Nun könnte auch das BVwG politisch zwischen die Fronten geraten: Vor Weihnachten fand ein Hearing mit zwölf Bewerbern statt. Erstgereiht ist dem Vernehmen nach Sabine Matejka, derzeit Präsidentin der Richtervereinigung und Vorsteherin des Bezirksgerichts Floridsdorf.
Damit haben wiederum manche in der ÖVP ein Problem: Die Personalkommission sei so zusammengesetzt worden, dass ein für die Grünen erwünschtes Ergebnis herauskommt, wird da geunkt.
Die Personalkommission hat ihr Gutachten kürzlich abgeliefert, jetzt wird in der Regierung verhandelt. Auch für die neue BVwG-Leitung braucht es einen einstimmigen Beschluss.
Qualität durchwachsen
Die Rechnungshof-Kritik am BVwG war für viele in der Justiz keine Überraschung. Das Gericht, das 2014 gegründet wurde und rund 30 Bundesbehörden abgelöst hat, wird hinter vorgehaltener Hand schon länger als „Fehlkonstruktion“ bezeichnet. 200 Richter erledigen pro Jahr bis zu 25.000 Fälle, die Qualität sei dabei „sehr durchwachsen“, heißt es.
Im Rechnungshofbericht wird erwähnt, dass es zwar innerhalb der Justizverwaltung eine „aktive und konsequente Dienstaufsicht“ gebe und auch der damalige Präsident Maßnahmen gesetzt habe. Es gebe aber nur wenige Instrumente, um „nachhaltig steuernd einzugreifen“ – Richter sind unabhängig und weisungsfrei.
In Justizkreisen ist man nun beinahe dankbar für den kritischen Prüfbericht: Damit habe man endlich etwas Konkretes in der Hand, um die Probleme anzugehen.
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