Luftraumverteidigung: Kauft Österreich wirklich zu teure Jets?

Ist Österreichs Bundesheer bzw. die Regierung nicht in der Lage oder willens, sparsam mit dem Geld der Steuerzahler umzugehen?
Entsprechende Vorwürfe wurden jüngst in Medien kolportiert. Konkret steht der Verdacht im Raum, Österreich habe beim neuen "Leonardo"-Trainingsjet zu viel, ja vielleicht sogar das Doppelte bezahlt wie Länder wie Nigeria.
Tatsächlich ist diese Behauptung aus verschiedenen Gründen schwer durchzuhalten. Die wesentlichsten Gründe hierfür sind folgende:
Was Österreich die Beschaffung letztlich kostet, kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch gar nicht seriös beantwortet werden. "Wir befinden uns erst in den Verhandlungen. Die genaue Ausstattung und auch der Preis sind Gegenstand dieser Verhandlungen", heißt es in einer offiziellen, am Montag erstellten Erklärung des Verteidigungsministeriums.
Derzeit hat Österreich lediglich einen Budget-Rahmen von etwa 1,2 Milliarden Euro verabschiedet. Und das Verteidigungsministerium hat prinzipiell entschieden, gemeinsam mit Italien 20 Maschinen vom Typ Leonardo zu beschaffen - inklusive der dafür nötigen Ausbildung, Logistik und Wartung.
Österreich führt allerdings im Unterschied zu anderen Nationen keine direkten Verhandlungen mit dem Hersteller, sondern mit der italienischen Regierung - ein so genanntes government-to-government-Geschäft. Um den Preis zu vergleichen, müsste dieser nicht nur feststehen, sondern auch die Spezifikationen enthalten, sprich: Welche Ausstattung und welches Service sind im Preis genau enthalten?
Bei ausländischen Rüstungsgeschäften ist dies schwer bis kaum möglich, da öffentlich verfügbare Informationen meist auf Schätzungen basieren.
Für einen belastbaren Vergleich sind die exakten Details aber unverzichtbar. Nur dann, wenn die Flugzeuge exakt die selbe Ausstattung haben und auch alle anderen, im Kaufpreis enthaltenen Leistungen ident sind, kann der Preis verglichen werden. So können beispielsweise die Betriebskosten deutlich variieren, wenn im Kaufpreis bereits die Wartung für eine gewisse Laufzeit von Jahren oder auch die Ausbildung der Piloten ganz oder teilweise enthalten sind.
Um beim Beispiel zu bleiben: Österreich will so genannte Jet-Trainer beschaffen. Das sind Maschinen, in denen Piloten auf den Einsatz im Eurofighter vorbereitet werden.
Im Unterschied zu anderen Nationen hat sich das Bundesheer dazu entschieden, beim Jet-Trainer eine Bewaffnung zu ermöglichen. Und das wiederum unterscheidet sie etwa von jenen Leonardo-Jets, die Länder wie Polen oder auch Nigeria beschaffen - sie haben reine Trainingsflugzeuge geordert - diese sind schwächer ausgestattet und damit billiger.
Die Frage, warum Österreich Trainingsjets kaufen will, die auch bewaffnet werden können, beantwortet die Führung im Bundesheer übrigens damit, dass die Jets damit auch für Aufgaben bei der Luftraumverteidigung herangezogen werden können. Und das kann - so seltsam das klingt - am Ende sogar dazu beitragen, dass Österreich Geld spart.
Warum? Die Flugstunden eines Eurofighters sind signifikant teurer als bei anderen Maschinen. Wenn nun beispielsweise die Jet-Trainer Aufgaben der Luftraum-Überwachung übernehmen können, sparen sie Budget und sorgen dafür, dass die Eurofighter länger im Einsatz sein können, weil ihre Lebensdauer aufgrund der geringeren Zahl an absolvierten Flugstunden steigt.
A propos Eurofighter: Der Kampfjet ist noch bis 2035 im Dienst, in der laufenden Legislaturperiode muss nach jetzigem Stand die Grundsatz-Entscheidung getroffen werden, welches Gerät Österreich ab 2035 betreibt. Eine der Optionen ist hier das Future Combat Air System, kurz FCAS, das als deutsch-französisch-spanisches Kooperationsprojekt innerhalb der nächsten 15 Jahre den Eurofighter ablösen soll. Angesichts des neuen politischen Kurses der USA kommt dem FCAS für Österreich und Europa eine zunehmend größere Bedeutung zu. 2028 soll der erste Prototyp fertig sein.
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