Bund und Länder ringen heute in Tirol um Corona-Linie
Am Tiroler Achensee hat Donnerstagabend bei der Landeshauptleute-Konferenz das Ringen um Verschärfungen der Corona-Maßnahmen, beziehungsweise einen generellen Lockdown in ganz Österreich begonnen. Bundeskanzler Alexander Schallenberg (ÖVP) ist bereits vor Ort und besprach sich mit den ÖVP-Landeschefs, gegen 22:30 Uhr traf auch Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) am Achensee ein.
Schallenberg und die türkisen/schwarzen Landeshauptleute hatten sich bis heute trotz explodierender Infektionszahlen gegen einen Lockdown für alle, also auch für Geimpfte, ausgesprochen. Erst heute lenkten die besonders betroffenen Länder Salzburg und Oberösterreich ein. Auch aus Vorarlberg kam die Forderung nach einem "knackigen, kurzen Lockdown für alle".
"Höhepunkt steht noch bevor"
Kontaktreduktionen brauche es in ganz Österreich, forderte auch der Epidemiologe Gerald Gartlehner von der Donau-Uni Krems am Abend in der "ZiB2". Einen harten Lockdown hält er aber in Bundesländern mit vergleichsweise niedrigen Inzidenzen, wie aktuell Wien und Burgenland, nicht für notwendig. Es gebe noch andere Maßnahmen, die man treffen könne: "Zum Beispiel verpflichtendes Homeoffice oder einen Lockdown am Abend."
Oberösterreich und Salzburg hätten "sehr viel Zeit verschwendet", die Lage in den Spitälern sei dramatisch, der Höhepunkt stehe erst bevor: "Wer sich jetzt infiziert, kommt mit einer Verzögerung von zwei Wochen auf die Intensivstationen", so Gartlehner.
Ob die Bundespolitiker über Nacht in Tirol bleiben, war am Donnerstagabend noch unklar. Ursprünglich hätten Schallenberg und Mückstein erst am Freitag nach Tirol reisen sollen. Heute Abend war vorerst geplant, dass sie nach den Verhandlungen mit den Landeshauptleuten wieder nach Wien zurückfahren, morgen in der Bundeshauptstadt auftreten und die Bühne in Tirol den Landeshauptleuten überlassen. Mit einer großen Verkündigung war Donnerstagabend am Achensee nicht zu rechnen.
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