"Budget nicht ausreichend": Uni Wien verhängt Ausschreibungsstopp

Universität Wien
Auch Einsparungen bei Strom und Heizung sind geplant. Distance Learning ist aber kein Thema, wird betont.

Die Universität Wien hat nach der Budgetrede des Finanzministers einen Ausschreibungsstopp bis Februar verhängt. Vorerst wird demnach Personal nicht nachbesetzt, kündigte Rektor Sebastian Schütze gegenüber der APA an.

Die im Budget enthaltenen zusätzlichen 500 Mio. Euro für alle österreichischen Unis bis 2024 seien "absolut nicht ausreichend, um die erwarteten Kostensteigerungen einzufangen."

"Es geht nicht anders angesichts der Unsicherheiten", meinte Schütze zum Ausschreibungsstopp - trotz aller Implikationen für Nachwuchskarrieren, Lehre und Infrastruktur. "Wir schaffen keine Stellen ab, wir verzögern aber die Nachbesetzungen."

Angesichts von rund 10.000 Stellen an der Uni und immer wieder nötigen Nachbesetzungen verringere das natürlich die Personaldecke. Außerdem habe man schon mit Einsparungen im Energie- und Investitionsbereich begonnen.

Entwarnung: Kein Distance Learning

Auf KURIER-Nachfrage, welche Maßnahmen beim Energiesparen konkret geplant sind, heißt es, dass dies vor allem Heizung, Licht und Lüftung betroffen seien.

Wie kühl es in den Hörsälen wird (in Büros, hieß es zuletzt etwa, seien 19 Grad ausreichend), sei noch nicht entschieden, sagt eine Uni-Sprecherin.

Seit Längerem kursiert das Gerücht, dass die Unis verstärkt auf Distance Learning umsteigen könnten, um Energie zu sparen. An der Uni Wien sei das kein Thema, wird betont. 

"Größte Schwierigkeiten"

Aufgrund der stark steigenden Teuerung hatten die Unis zusätzlich zum eigentlich fixen Uni-Budget von 12,3 Mrd. Euro in den Jahren 2022 bis 2024 rund 1,2 Mrd. Euro zusätzlich gefordert. Die im Budget vorgesehenen Zusatzmittel von jeweils 250 Mio. Euro für 2023 und 2024 decken nur knapp die Hälfte dieser Forderung ab.

"Das bringt auch die Universität Wien in größte Schwierigkeiten", so der seit Anfang Oktober amtierende Rektor. "Es ist absehbar, dass es aufgrund dieser Summen in vielen Bereichen zu extremen Einschränkungen kommen wird."

Dazu komme noch die Unsicherheit, dass man den Gehaltsabschluss noch nicht verhandelt habe. Vom Budget der Uni Wien entfallen rund zwei Drittel auf Personalkosten. "Das ist ein riesiger Unsicherheitsfaktor."

Aufgrund der Budgets der vergangenen Jahre habe man große Fortschritte machen können, meinte Schütze. "Wir hatten die Möglichkeit, exzellente internationale Berufungen durchzuführen." Die nunmehrige Entwicklung sei "dramatisch, weil sie ausgerechnet zu einer Zeit kommt, wo wir sehen, dass die Investitionen der vergangenen Jahre Wirkung zeigen".

Unis müssten Perspektiven aufzeigen

Die Uni Wien habe gerade die Schwelle von 100 ERC-Grants (Forschungsfördermittel des Europäischen Forschungsrats, Anm.) überschritten, dazu komme der Nobelpreis von Anton Zeilinger und das Aufrücken im jüngsten "Times Higher Education"-Uniranking auf Platz 124.

Die nunmehrige Budgetsituation hält Schütze für eine "Gefährdung des Wissenschafts- und auch Wirtschaftsstandorts". "Das ist das falsche Zeichen in einer Zeit, wo die Unis eigentlich Perspektiven für junge Menschen aufzeigen müssten."

"Provokation" 

"Eine angemessene Inflationsabgeltung zu verwehren signalisiert mangelnde Wertschätzung des Personals", kritisierte die Universitätsgewerkschaft des wissenschaftlich-künstlerischen Personals in einer Aussendung. Dies entspreche einer "schrittweisen Ausgliederung der Verantwortung, welche die Universitätsgewerkschaft seit langem mit Sorge beobachtet".

Der Universitätslehrerverband (ULV) wiederum sieht eine "Provokation" darin, dass der Bund zwar bis 2024 20 Mio. Euro für die Finanzierung des Institute of Digital Sciences Austria in Linz übernimmt, gleichzeitig aber die "Devastierung" der bestehenden öffentlichen Universitäten einleite.

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