Wirtschaft schrumpfte im Vorjahr weniger stark als angenommen

Mehrere übereinanderliegende Euro-Geldscheine in Nahaufnahme mit sichtbaren Sicherheitsmerkmalen und Farben.
Indes sind die Einnahmen des Staates im ersten Halbjahr leicht gewachsen, allerdings sind auch die Staatsausgaben gestiegen.

Zusammenfassung

  • Budgetdefizit stieg im ersten Halbjahr auf 5,3 Prozent des BIP, Staatsschuldenquote liegt bei 82,3 Prozent.
  • Staatsausgaben wuchsen stärker als die Einnahmen, vor allem durch höhere Sozialleistungen und Löhne im öffentlichen Dienst.
  • Gemeinden erhöhten ihre Schulden um 1,1 Mrd. Euro, während Konsolidierungsmaßnahmen und der Wegfall des Klimabonus erst im zweiten Halbjahr wirken.

Österreichs Wirtschaft steckt weniger tief in der Krise als bisher angenommen. Laut den volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen der Statistik Austria sank das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2024 nicht wie zuletzt angenommen um 1,0 Prozent, sondern nur um 0,7 Prozent. Auch für 2023 revidierte die Statistik Austria das BIP am Dienstag nach oben, anstelle eines Minus von 1,0 Prozent sind es nun 0,8 Prozent.

Für 2024 ist es bereits die zweite Revision nach oben. Anfang März war die Bundesanstalt noch von einem Rückgang um 1,2 Prozent ausgegangen.

Allerdings ändern die Revisionen nach oben nichts daran, dass Österreich derzeit die längste Rezession seit dem 2. Weltkrieg erlebt. Auch für 2025 erwarten Wirtschaftsforscher kein oder kaum Wirtschaftswachstum.

Zahlen auch für heuer besser als bisher angenommen

Die Statistik Austria hat allerdings auch die Werte für die erste Jahreshälfte 2025 nach oben revidiert. Im ersten Quartal wuchs das reale BIP demnach um 0,2 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal, und schrumpfte nicht, wie bisher angenommen um 0,5 Prozent. Im zweiten Quartal wuchs das BIP um 0,3 Prozent anstatt um 0,1 Prozent zu schrumpfen.

Die nun vorliegenden vorläufigen Detaildaten der BIP-Jahresrechnung zeigen laut Statistik Austria, dass der Rückgang der Wirtschaftsleistung 2024 sich vor allem auf die Entwicklung der Herstellung von Waren zurückführen lässt. Insbesondere Branchen, die auf den Export oder auf Investitionsgüter spezialisiert sind, verzeichneten hohe Rückgänge, allen voran der Fahrzeugbau.

Heimisches Defizit erreicht 13,3 Mrd. Euro

Das Budgetdefizit ist laut Statistik Austria im ersten Halbjahr auf 5,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) gestiegen. Damit liegt es deutlich höher als im Vergleichszeitraum des Vorjahres, als es bei 4,8 Prozent gelegen war. 

Gleichzeitig stiegen die österreichischen Staatsschulden weiter. Laut vorläufigen Ergebnissen der Statistik Austria lagen sie bei 412,3 Mrd. Euro. Das entspricht einer Staatsschuldenquote von 82,3 Prozent des BIP.

Steigende Staatsausgaben

Zwar sind im ersten Halbjahr die Einnahmen des Staates um 3,2 Prozent bzw. 3,8 Mrd. Euro gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres leicht auf 123,4 Mrd. Euro gewachsen, noch mehr stiegen gleichzeitig aber die Staatsausgaben, nämlich um 4,1 Prozent bzw. 5,4 Mrd. Euro auf 136,7 Mrd. Euro. 

Daraus resultiert ein Finanzierungsdefizit von 13,3 Mrd. Euro. Grund für das Ausgabenwachstum waren insbesondere die monetären Sozialleistungen und die Löhne und Gehälter im öffentlichen Dienst, erklärte die fachstatistische Generaldirektorin der Statistik Austria, Manuela Lenk, am Dienstag bei einer Pressekonferenz.

Gemeinden nahmen 1,1 Mrd. zusätzliche Schulden auf

Von den insgesamt 412,3 Mrd. Euro neu aufgenommenen Staatsschulden entfallen 348,7 Mrd. Euro auf den Bund. Die Bundesländer - ohne Wien - sind für 29 Mrd. Euro der öffentlichen Schulden verantwortlich, der Gemeindesektor inklusive Wien für 24,8 Mrd. Euro, während die Sozialversicherungsträger 200 Mio. Euro an Schulden abbauen konnten. Die deutlichste Steigerung zeigte sich hier bei den Gemeinden, die 1,1 Mrd. Euro Schulden mehr als im Vorjahr aufnahmen. Das Defizit der Gemeinden lag damit zum Ende Juni bei 2,4 Mrd. Euro, während die Länder relativ ausgeglichen budgetierten, wie Kerstin Gruber, Direktion Volkswirtschaft, erklärte. 

Ausgabe durch Klimabonus fällt weg

Allerdings würde das Defizit der Bundesländer im zweiten Halbjahr tendenziell höher liegen als im ersten Halbjahr, im Bundessektor sei es umgekehrt. Hier werden tendenziell im ersten Halbjahr die meisten Schulden aufgenommen. Auch die von der Bundesregierung beschlossenen Konsolidierungsmaßnahmen werden großteils erst im zweiten Halbjahr wirksam. So fällt mit dem abgeschafften Klimabonus eine wesentliche Ausgabe im zweiten Halbjahr weg.

Laut Bundesvoranschlag des Finanzministeriums soll die Staatsschuldenquote im Gesamtjahr auf 84,7 Prozent des BIP steigen, das Budgetdefizit soll indes nach 4,7 Prozent 2024 auf 4,5 Prozent des BIP sinken.

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