Bernhard Bonelli: Der Kabinettschef auf der Anklagebank

Am Beginn ihrer Freundschaft stand eine Autofahrt nach Tirol. Es war 2005, Sebastian Kurz hatte ein Stipendium für das Forum Alpbach bekommen. Und für die mehr als 400 Kilometer lange Autofahrt in das pittoreske Bergdorf hatte sich der angehende Jusstudent einen Mitfahrer organisiert, den er zu dem Zeitpunkt nicht näher kannte:
Bernhard Bonelli, Student für Bauingenieurwesen – und ebenfalls Stipendiat des Club Alpbach Niederösterreich.
Im geliehenen BMW von Kurz’ Eltern begann eine Männerfreundschaft, die Kurz und Bonelli ein Jahrzehnt später zum politisch wichtigsten Duo in der Regierung und nun zu Angeklagten wegen möglicher Falschaussage im U-Ausschuss gemacht hat.
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Im kleinen Kreis lobte Kurz seit jeher die strukturierte Arbeit des gelernten Unternehmensberaters Bonelli. Besonders klar traten dessen Fähigkeiten im Frühjahr 2020 zutage, als Bonelli nicht nur das Kanzlerbüro führte, sondern auch bei inhaltlichen Fragen zur Bewältigung der Corona-Krise den Lead übernahm.
Für den 40-jährigen Korneuburger, der als stramm katholisch gilt, war die Rolle im Zentrum insofern nicht neu, als er bereits bei den Koalitionsverhandlungen mit den Grünen eine Schlüsselfunktion innehatte. Bei allen Prestigeprojekten von Türkis-Grün zog Bonelli die Fäden, erzählt man in der ÖVP. Sebastian Kurz selbst beschrieb die Arbeit mit seinem Kabinettschef einmal so: Er, Kurz, gebe politisch die Linien vor. Bonelli setze das Projekt dann um – und zwar egal, welche heiklen politischen oder fachlichen Fragen auf dem Weg zu lösen sind.
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