Voves zum 70er: Bei Rot-Blau "lege ich Parteimitgliedschaft zurück"

Franz Voves 2015 beim Wahlkampfabschluss der SPÖ Steiermark
Zu seinem 70. Geburtstag gab der steirische Alt-Landeshauptmann ein großes Interview.

Der frühere steirische SPÖ-Chef und Alt-Landeshauptmann Franz Voves feiert am Dienstag (28. Februar) seinen 70. Geburtstag.

Der Ex-Merkur-Vorstand hatte die Partei 2002 übernommen und 2005 zum Wahlsieg über LH Waltraud Klasnic (ÖVP) geführt. Nach Verlusten trat er 2015 zurück, obwohl die SPÖ stärkste Partei war, und übergab den LH an Hermann Schützenhöfer (ÖVP).

Voves kommentiert nur selten die Politik, kürzlich sprach er sich aber für Wiens Bürgermeister Michael Ludwig an der SPÖ-Spitze aus (mehr dazu hier). 

Eishockey

Geboren am 28. Februar 1953 in Graz, war die Jugend von Voves vom Sport geprägt: Beim "Arbeiter Turn- und Sportverein Eggenberg" (ATSE) wagte der Sohn eines Puch-Arbeiters und kommunistischen Betriebsrates - eine Herkunft, die er gerne betont - die ersten Schritte aufs Eis.

Mit seinem Verein wurde er zweimal österreichischer Eishockey-Meister, spielte als Mittelstürmer im Nationalteam bei sieben Weltmeisterschaften und bei den Olympischen Spielen in Innsbruck 1976.

Nach der Matura studierte Voves Betriebswirtschaft, schloss 1978 ab und begann in einem Grazer Steuerberaterbüro zu arbeiten. 1979 wechselte er zur Merkur-Versicherung, wo er 1989 in den Vorstand aufstieg.

Quereinsteiger

Als Quereinsteiger holte der damalige Parteichef Schachner-Blazizek ihn an die Spitze der steirischen Sozialdemokraten. Im Oktober 2005 drehte er die Mehrheitsverhältnisse im Land um und wurde der erste Sozialdemokrat, der als gewählter Landeshauptmann der Steiermark in die Grazer Burg einzog.

Die erste Legislaturperiode von 2005 bis 2010 war von einer beispiellosen Schlammschlacht zwischen Rot und Schwarz geprägt. Das goutierten die Wähler nicht - sowohl die SPÖ von Voves als auch die ÖVP von Klasnic-Nachfolger Hermann Schützenhöfer verloren.

Da es so nicht weitergehen sollte, setzte sich Voves mehrmals im Vertrauen mit Schützenhöfer zusammen, gemäß seinem Credo: "Wenn wir uns streiten, macht das nur die FPÖ stärker".

Heraus kam die österreichweit beachtete "Reformpartnerschaft" - und zwei tatsächlich kooperierende Parteien. Sichtbare Ergebnisse waren die Gemeindefusionen, teilweise Budgets ohne Neuverschuldung, Verkleinerung von Landtag und Regierung und die Abschaffung des Proporzes.

Rücktritt

2015 wurde von SPÖ und ÖVP die Landtagswahl vom Herbst auf Ende Mai vorverlegt. In einem APA-Interview hatte Voves gesagt, falle die SPÖ unter 30 Prozent, werde er zurücktreten.

Nach enormen Verlusten - fast minus 9 Prozentpunkte auf 29,29 Prozent, der Reformpartner ÖVP fiel um 8,74 Prozentpunkte auf 28,45 Prozent - machte Voves nach kurzem Zögern diese Ankündigung wahr.

Schützenhöfer

Was dann in der Grazer Burg bei einer denkwürdigen Pressekonferenz nach Einleitung mit den Worten "Sagt, was er tut, tut, was er sagt" folgte, verblüffte alle Seiten. Wohl um eine Koalition der ÖVP mit der FPÖ zu verhindern, "übergab" er den LH-Posten an seinen Freund Schützenhöfer.

Sein Nachfolger in der SPÖ war auch sein Wunschkandidat, der bisherige Landesrat Michael Schickhofer. Allein, dieser war der ihre Chance zur Rückkehr an die Macht witternden ÖVP über vier Jahre nicht gewachsen. Die ebenfalls vorverlegte Wahl im November 2019 entschied Schützenhöfer für sich.

Familie

Die Zeit nach der Wahl 2015 verbrachte Voves zumeist fern von Parteiaktivitäten. Nach eigenen Angaben unterstützte er in den vergangenen Jahren einige Sozialprojekte, verbrachte viel Zeit mit der Familie.

Große Feiern zu seinem Geburtstag seitens der Landespartei seien nicht geplant, hieß es in der Metahofgasse, dem steirischen SPÖ-Hauptquartier. In einem Interview mit der Kleinen Zeitung eine Woche vor seinem Geburtstag hatte Voves u. a. den großen Parteien Veränderungen in Programmatik, Organisation und Kommunikation empfohlen - und sich, ohne Pamela Rendi-Wagner beim Namen zu nennen, für Michael Ludwig an der Spitze der Bundes-SPÖ ausgesprochen.

Geburtstagsinterview

In einem Interview mit dem ORF Steiermark, das am Sonntag ausgesendet wurde, bedauert Voves, dass die Ursache für das Wahlergebnis von 2015 immer noch hauptsächlich bei den Gemeindefusionen gesucht wird. 

Die damalige Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) habe sechs Wochen vor der steirischen Landtagswahl die ersten Zelte für Flüchtlinge in Oberösterreich aufstellen lassen.

"Auf diese Welle hat sich die FPÖ Steiermark geschwungen. Ich sage, dass von den minus acht oder neun Prozentpunkten mindestens zwei Drittel auf die Migrationsfrage gefallen sind."

Auf die mythenumwobene Übergabe des LH-Sessels an Schützenhöfer angesprochen sagte der Alt-LH: "Der Herr Voves kann nichts verschenken und kann nix geben. Der Herr Voves ist zurückgetreten und war daher im Landesparteivorstand der SPÖ nicht mehr stimmberechtigt und hat davor dem Vorstand aber einen Vorschlag unterbreitet, wie er glaubt, dass die SPÖ überhaupt noch in der Landesregierung vertreten sein wird, weil es den Proporz ja nicht mehr gab."

Der Parteivorstand habe mit 95 Prozent seinen Vorschlag, Schützenhöfer den Vortritt zu lassen, unterstützt. "Und es wird ständig argumentiert, der Voves hat seinem Freund was geschenkt. Ein solcher Blödsinn", sagte er dem ORF.

In punkto einer Koalition mit der FPÖ betonte Voves "in aller Deutlichkeit", dass er mit den Freiheitlichen nicht regieren könne und fügte hinzu: "Sobald in der steirischen SPÖ jemand vor hat, mit der FPÖ zu regieren, oder auch im Bund, dann werde ich nach 44 Jahren meine SPÖ-Mitgliedschaft zurücklegen."

Hier geht's zum Interview mit Radio Steiermark

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