Die Souveränität im Auftreten hat der nur sehr kurz amtierende Bundeskanzler der Republik (2007 bis 2008) nach seiner Demontage durch seine Parteifreunde als privater Unternehmer beibehalten.
„One-Man-Show“
„Gusenbauer ist eine smarte, professionelle One-Man-Show. Mit hohem geopolitischem Wissen und einem starken internationalen Netzwerk. Er ist kein Berater, der lange Präsentationen schnitzt und akribisch Modelle durchrechnet“, beschreibt ihn ein Top-Manager. Sehr selbstbewusst trete der ehemalige SPÖ-Parteichef auf. Wenn Gusenbauer die große Welt erkläre, was er liebend gerne tue, könne er freilich auch ins Überhebliche und Gönnerhafte abgleiten.
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Dass ihm seine Beratungstätigkeit für den Ex-Diktator Nursultan Nasarbajew für angebliche 400.000 Euro im Jahr viel Kritik einbrachte und ein Cover im deutschen Spiegel, wo er in den Mittelpunkt einer kasachischen Verschwörung gerückt wurde, dürfte ihn nicht sehr beeindruckt haben. Es gehe darum, „die Lage auf der Welt zu verbessern“, konterte er in einem trend-Interview.
Gusenbauer als Weltverbesserer?
Ob die Beratung des umstrittenen serbischen Präsidenten Aleksandar Vucic für den EU-Beitritt oder sein Job als Direktor des Bergbaukonzerns Gabriel Ressources – „was Otto Normalverbraucher über ihn denkt, war ihm immer so was von egal“, meint ein Insider. Bei Gabriel Ressources scheint Gusenbauer jedoch nicht mehr auf. Das Unternehmen des ebenso wie Tal Silberstein vorübergehend inhaftierten israelischen Milliardärs Beny Steinmetz streitet mit Rumänien über die größten Goldreserven in der EU. Steinmetz war einst Großinvestor des Signa-Konzerns von René Benko.
Gusenbauer schien auch im Supervisory-Board der Kreml-nahen Denkfabrik DOC des Oligarchen Wladimir Jakunin auf.
Investment bei Signa
Für den Glücksspielkonzern Novomatic lobbyierte Gusenbauer in Südamerika und am Balkan, Sebastian Kurz ließ sich als Außenminister ebenso beraten wie die notverstaatlichte Kärntner Hypo (für 84.000 Euro). Den Kontakt dorthin dürfte ihm sein Partner Alon Shklarek gelegt haben, der beim Aufräumen in der Skandalbank mithalf. Mit Shklarek hat Gusenbauer die Investmentgesellschaft Cudos, die bei der maroden Textilfirma Backhausen eingestiegen war. Der Verkauf der Recycling-Firma Sky Plastic nach Deutschland dürfte lukrativer gewesen sein.
Beachtlich, was Gusenbauer mit seiner Projektentwicklung & Beteiligung GmbH aufstellte. Die in einem Zimmerchen bei Anwalt Leopold Specht domizilierte Gesellschaft weist für 2022 einen Gesamtgewinn von 20 Millionen aus. Nicht enthalten die Vergütungen für Aufsichtsratsmandate.
Apropos Aufsichtsrat. Der fliegende Wechsel als Vorsitzender des Baukonzerns Alpine (noch vor dessen Insolvenz) zum Erzrivalen Strabag von Hans Peter Haselsteiner wurde in Wirtschaftskreisen kritisch gesehen. Zwar legte Gusenbauer vor Kurzem das Strabag-Mandat zurück, aber er ist nach wie vor Vorsitzender der beiden Haselsteiner-Stiftungen. Eine davon ist mit je 15 Prozent bei der Signa Holding und bei Signa Prime investiert.
Gusenbauer ist selbst auch beim strauchelnden Signa-Konzern investiert, mit 12 bis 13 Millionen Euro wird kolportiert. Seine Millionen-Honorare als Signa-Berater machen ihn zum „Problem-Genossen“ für SPÖ-Chef Andreas Babler, der Ruf nach einem Partei-Ausschluss wird immer lauter. Gusenbauer meldete bei Signa Forderungen von mehr als 6,3 Millionen an. Und ist Aufsichtsratschef-Chef der Signa-Kernunternehmen Prime und Development, was die Frage nach einem Verstoß gegen das Aktiengesetz aufwirft.
Mit Signa-Sanierungsvorstand Erhard Grossnigg, einem Vertrauten von Haselsteiner, sitzt Gusenbauer in einem unscheinbaren Büro in der Walfischgasse. Bei allem Erfolg lebt Gusenbauer nach wie vor bescheiden und umgibt sich nicht mit Status-Symbolen.
Die Wohnung in Barcelona ist ebenso wie ein kleines Anwesen samt Weingarten in Weißenkirchen auf Tochter Selina geschrieben. Weinfreund Gusenbauer ist selbst unter die Winzer gegangen. In Weißenkirchen produziert Toni Bodenstein (Weingut Prager), einer der Top-Winzer in der Wachau, für Gusenbauer rund 200 Liter. Der Grüne Veltliner unter der Marke „Burgkh“ wird an Freunde verschenkt.
Medienanfragen zu Signa blockte Gusenbauer bisher ab. Heute, Samstag, gibt er dazu erstmals im Mittagsjournal von Ö1 ein Interview.
hodoschek.andrea@gmail.com
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