Gaza-Aktivist bei Festspielen: "Ich war selbst erstaunt, wie einfach es war"

Sechs Gaza-Aktivisten haben sich am Samstag in die Felsenreitschule geschmuggelt und die Eröffnung der Salzburger Festspiele gestört. „Blut an euren Händen!“, rief ein Aktivist, der auf die Bühne gestürmt war. „Niemals wieder muss für alle gelten“, eine Aktivistin mit Palästinenser-Schal um den Hals.
„Im Nachhinein betrachtet“, sagte Landespolizeidirektor Bernhard Rausch, habe „keine Gefährdung“ bestanden. Festspiel-Direktor Lukas Crepaz ergänzte, es gebe ein „umfassendes Sicherheitskonzept“, das jetzt nachgeschärft worden sei.
Eine Frage, die sich nach dem Vorfall aber aufdrängt: Was, wenn es keine friedlichen Aktivisten gewesen wären, sondern bewaffnete Terroristen? Der Saal war von Bundespräsident Alexander Van der Bellen abwärts gespickt mit Polit-Prominenz und internationalen Gästen.
Der KURIER hat darüber mit dem Aktivisten gesprochen, der mit rot beschmierten Händen auf die Bühne und nah an Vizekanzler Andreas Babler herankam, als dieser gerade seine Rede hielt. „Ich war selbst erstaunt, wie einfach es gegangen ist“, sagt David Sonnenbaum.
Schwarz gekleidet und mit falschem Mitarbeiterausweis um den Hals sei er mit einer zweiten Aktivistin, Dalia Sarig, einfach so zum Bühneneingang spaziert.
„Salzburger Festspeiben“
Dass auf den Ausweisen „Salzburger Festspeiben“ statt „Festspiele“ geschrieben stand, fiel niemandem auf. Hintergrundchecks wurden offenbar auch nicht gemacht – die Namen auf den Ausweisen waren frei erfunden.

Unbekannte Gesichter sind Sonnenbaum und Sarig jedenfalls nicht: Er hat vor einem Jahr die jetzige Landeshauptfrau Karoline Edtstadler mit Kunstblut attackiert und eine Strafe kassiert. Sie ist auf Social Media und in der Pro-Palästina-Bewegung aktiv.
Taschen seien nicht kontrolliert worden, sagt Sonnenbaum; und auf Nachfrage, ob eine Waffe aufgefallen wäre: „Ich glaube nicht, aber es kommt darauf an, wie gut man sie versteckt. Offen getragen schon, es waren ja Polizisten vor Ort.“

Palästina-Aktivistin Dalia Sarig
"Wollen kein Feigenblatt für den Herrn Babler sein"
Wie es jetzt weitergeht? Vizekanzler Babler hat die Aktivisten via Social-Media-Video eingeladen, ihre politischen Anliegen in einem „geeigneten Rahmen“ zu diskutieren. „Ich habe ihm noch vom Polizeianhaltezentrum aus ein eMail geschrieben, dass wir die Einladung annehmen“, sagt Sarig.
Aber: „Wir werden uns sehr gut vorbereiten. Wenn er nur wieder sagt, wie schlimm die Lage in Gaza ist, bringt es nichts. Wir sind nicht das Feigenblatt des Herrn Babler.“

Anwältin Astrid Wagner
Zudem wurden die sechs Aktivisten wegen Urkundenfälschung angezeigt. Ihre Anwältin Astrid Wagner weist das zurück: „Die Ausweise waren absichtlich schlecht gemacht und eine offensichtliche Persiflage. Strafrechtlich ist nichts dran.“
Drohen könnten allenfalls Verwaltungsstrafen wegen „Störung der öffentlichen Ordnung“. Und wegen „Erschleichung einer Leistung“. Schließlich hatten sie keine gültigen Tickets für den Festakt.
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