Demos gegen Sellner
In Deutschland ist Sellner seither unerwünscht, in Österreich wird er am 16. Februar einen Auftritt haben. Da geht der traditionelle Wiener Akademikerball in der Hofburg über die Bühne, bei dem Martin Sellner ein Stammgast ist. Veranstalter Udo Guggenbichler von der FPÖ weiß zwar nicht, ob Martin Sellner tatsächlich kommt. Da er aber seit Jahren Stammgast dieser Ballnacht ist, wird mit ihm am 16. Februar fix gerechnet.
Womit auch klar ist: Die ebenfalls traditionellen Demonstrationen gegen den Akademikerball dürften heuer wieder einmal heftiger sein. In den vergangenen fünf Jahren waren die Proteste gegen den Ball relativ friedlich verlaufen. Dennoch musste die Polizei jeweils mit rund 1.200 Beamten anrücken, um für Ordnung zu sorgen. Der Platz rund um die Hofburg wurde jedes Mal sicherheitshalber gesperrt.
Die Landespolizeidirektion Wien steckt bereits in den Einsatzvorbereitungen. Ob man die Sicherheitsmaßnahmen weiter ausdehnen müsse, wird kurzfristig entschieden. Ausschreitungen werden nicht nur wegen Martin Sellner befürchtet, sondern auch wegen der generell aufgeheizten Stimmung angesichts der bevorstehenden Nationalratswahlen.
Wie die Polizei mit Martin Sellner umgeht, wird davon abhängen, wie er sich verhält: ob er provoziert oder ob er ein ganz normaler Ballgast ist. Der Ballbesuch kann ihm nicht verwehrt werden.
Veranstalter Udo Guggenbichler ist jedenfalls mit dem Kartenvorverkauf zufrieden. Selten zuvor waren die Logen so rasch verkauft gewesen. Es werden auch etliche Gäste aus dem Ausland erwartet. Nicht dabei sein wird FPÖ-Chef Herbert Kickl. Er hat bisher immer den Ball gemieden.
Konflikt in Linz
In Oberösterreich sorgt der Burschenbundball, der heute Abend im Palais Kaufmännischer Verein in Linz stattfindet, seit vielen Jahren für Aufregung. Veranstaltet wird der Ball mit bis zu 800 Teilnehmern von der deutschnationalen Burschenschaft „Arminia Czernowitz“.
Deutschnationale Burschenschaften wurden im letzten Bericht des oö. Landesamtes für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung erstmalig wegen Kontakten und personellen Überschneidungen mit rechtsextremen Gruppierungen wie der Identitären Bewegung erwähnt. Im Bericht steht überdies, dass es „regelmäßig strafrechtliche Verfahren gegen Mitglieder wegen Verhetzung und Verstößen gegen das Verbotsgesetz“ gebe.
In der Kritik steht deshalb auch Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP). Auch wenn er nicht teilnimmt, übernimmt er heuer wieder den Ehrenschutz für den Ball. Neben den FPÖ-Politikern Manfred Haimbuchner, Günther Steinkellner und Herwig Mahr wird Wolfgang Hattmannsdorfer als einziges Mitglied der ÖVP am Ball „antanzen“. „Mir ist das Miteinander wichtiger als das Gegeneinander. Dazu gehört auch Respekt und Toleranz gegenüber politisch Andersdenkenden“, erklärt Hattmannsdorfer gegenüber dem KURIER.
Unbehelligt wird auch er nicht in den Ballsaal gelangen. Denn das Bündnis „Linz gegen Rechts“ hat wie in den Vorjahren eine Gegendemonstration angemeldet. Zu der werden rund 400 Personen erwartet.
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