Worum geht es? Schon 2030 könnte der Aufschlag für Benzin, Diesel und Heizöl durch den Emissionshandel bei 50 Eurocent pro Liter liegen. Und der Preis dürfte weiter steigen: Die EU reduziert die Zahl der Zertifikate, somit werden sie immer teurer.
Auch Österreichs aktuelle CO2-Steuer auf Treibstoffe wird ab 2027 Teil dieses europäischen Handelssystems für CO2. Händler von Benzin, Heizöl oder Gas – bei uns also vor allem die teilstaatliche OMV – müssen also Berechtigungen über das neue Emissionshandelssystem ersteigern.
Zu welchem Preis?
Die Frage ist, wie teuer diese Zertifikate für die Erdölhändler sein werden. Die neueste Studie dazu stammt vom Forschungsinstitut MCC in Berlin, im Auftrag von Welt am Sonntag. Während Österreichs Finanzministerium von Preisen zwischen 83 bis 130 Euro pro Tonne CO2 im Jahr 2030 ausgeht, setzt MCC deutlich höher an. In der Studie heißt es:
Ohne umfassende Förderprogramme, Verbote oder Standards sind im Jahr 2030 Preise zwischen 200 und 300 Euro denkbar. Dies würde zu Preissteigerungen von Kraft- und Brennstoffen führen, die in ähnlichem Umfang wie in der Energiekrise 2022 liegen.
Derzeit ist Österreichs CO2-Steuer bei 32,5 Euro pro Tonne CO2. Das verteuert Diesel und Benzin um etwa 7 Eurocent. Der Konsument kann etwa so rechnen: Bei CO2-Preisen von 100 Euro pro Tonne steigt der Benzinpreis um etwa 25 Eurocent, bei einem Preis von 200 Euro um etwa 50 Cent, bei einem Preis von 300 Euro um 0,75 Euro.
„Und die Preise werden weiter steigen, sodass wir 2035 bis 2040 mit Literpreisen von etwa drei Euro rechnen werden müssen. Das sind die erwartbaren Größenordnungen“, erklärt Klimaökonom Erwin Mayer, der sich seit Jahren mit dem CO2-Preisen beschäftigt.
„Die gute Nachricht ist, dass das Geld, das die EU über den Emissionshandel einnehmen wird, wieder an alle Haushalte über Effizienz- und Fördermaßnahmen zurückgegeben werden wird“, sagt Mayer. Das läuft zuerst über den EU-Sozialfonds, der mit 65 Milliarden Euro dotiert ist. „Was darüber hinaus eingenommen wird, geht an die Staaten zurück“, so Mayer. Diese müssten gewährleisten, dass das Geld bei Bürgern und Wirtschaft landet: „Wir reden hier für Österreich von grob gerechnet sechs Milliarden Euro.“
„Nicht ambitioniert“
Bleibt die Frage: Wenn der EU-Emissionshandel schon 2027 ausgebaut wird, warum schlagen die Preise erst 2030 durch?
„Die EU-Kommission strebt bis inklusive 2029 einen relativ niedrigen Mindestpreis von 45 Euro pro Tonne CO2 an“, sagt Wifo-Ökonomin Claudia Kettner-Marx. Damit liegt die EU-Vorgabe derzeit sogar unter Österreichs CO2-Pfad. Den Staaten steht es wohl frei, höhere Preise für Emissionen zu verlangen. Aber: „Auf europäischer Ebene wäre ein ambitionierter Preispfad sinnvoll gewesen, um die Klimaziele zu erreichen“, sagt Kettner-Marx, die selbst Österreichs CO2-Bepreisung als zu niedrig einstuft.
Ökonom Karl Aiginger sieht das sehr ähnlich: „Ein höherer CO2-Preis ist absolut notwendig, vorteilhaft und nichts, wovor wir Angst haben sollten. Das wäre nur zu unserem Vorteil, weil wir damit nur schneller umsetzen, was wir ohnehin in den nächsten Jahrzehnten machen müssen, dann aber zu sehr viel schlechteren Bedingungen.“ Es sei Aufgabe der Politik, den Bürgern klar
zu kommunizieren, dass ein Heizungstausch und ein Umstieg auf E-Autos kostengünstiger sein wird, je früher, desto besser.
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