Auf dem Weg ins EU-Parlament: Kosmonaut, Köchin, Tennis-Rüpel

Auf dem Weg ins EU-Parlament: Kosmonaut, Köchin, Tennis-Rüpel
Vom Mussolini-Urenkel bis zur Tennis-Legende: Unter den EU-Kandidaten finden sich prominente und skurrile Persönlichkeiten.
Auf dem Weg ins EU-Parlament: Kosmonaut, Köchin, Tennis-Rüpel

Sarah Wiener: Die österreichische Fernsehköchin kandidiert auf Platz 2 der Liste der österreichischen Grünen. Die sind seit dem Ausscheiden aus dem Parlament in Wien 2017 im Krisenmodus und können ein Zugpferd brauchen. Die 56 Jahre alte Wiener will sich für Tierschutz, Öko-Landwirtschaft und soziale Gerechtigkeit einsetzen. Bisher stellen die Grünen aus Österreich drei Abgeordnete, diesmal könnte es aber auch schon für die Zweite auf der Liste knapp werden.

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Silvio Berlusconi: Der skandalumwitterte Ex-Ministerpräsident Italiens darf Jahre nach einer Verurteilung wegen Steuerhinterziehung wieder für politische Ämter kandidieren und lässt sich das mit seinen 82 Jahren auch nicht nehmen. „Aus Verantwortungsgefühl“ habe er sich dafür entschieden, sagte der Chef der konservativen Forza Italia zu seiner Kandidatur. Der Mailänder Multimillionär wirbt für ein freies und vereintes Europa in einer Welt, die „viel unsicherer ist als in der Vergangenheit“. Umfragen sehen seine Partei unter zehn Prozent.

Caio Giulio Cesare Mussolini: Berühmt ist vor allem sein Nachname: Der 51-Jährige ist der Urenkel des einstigen italienischen faschistischen Diktators Benito Mussolini. Er kandidiert für die rechtsnationale Partei Fratelli d'Italia, die bei der Parlamentswahl 2018 rund vier Prozent erhielt und in letzten Umfragen bei knapp fünf Prozent lag. Mussolini bezeichnet sich selbst als Patrioten und bewundert Politiker, die für ihr Land eintreten, wie Ungarns Ministerpräsidenten Viktor Orban - aber auch Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Ilie Nastase: Die frühere Nummer eins der Tennis-Weltrangliste kandidiert für die rumänische Kleinpartei UNPR (Nationale Union für den Fortschritt Rumäniens). Der Ruf des 72-Jährigen hat zuletzt etwas gelitten. Voriges Jahr lieferte sich Nastase ein Handgemenge mit Polizisten und wurde in Handschellen abgeführt. Er war am selben Tag zweimal in Bukarest von der Polizei gestellt worden: Zuerst verlor er wegen Trunkenheit am Steuer den Führerschein, wenige Stunden später stoppte man ihn wegen Fahrens ohne Führerschein. Schon auf den Tennisplätzen der Welt trug Nastase einst den Spitznamen „Nasty“ (englisch: fies) - wegen seines rüpelhaften Benehmens. In der Boulevardpresse fällt Nastase zudem wegen seines dort als dynamisch beschriebenen Liebeslebens auf. Demnächst will er seine 43 Jahre alte neue Freundin als fünfte Ehefrau zum Traualtar führen.

Sarunas Marciulionis: In Litauen wagt sich mit Sarunas Marciulionis eine Basketball-Legende auf das politische Parkett. Einst der erste Spieler aus der Sowjetunion in der amerikanischen Profi-Liga NBA, will der 54 Jahre alte Politik-Neuling nun für den regierenden Bund der Bauern und Grünen ins Europaparlament. Allerdings bleibt abzuwarten, ob der 1,96 Meter große Ex-Korbjäger für die Mitte-Partei bei den Wählern so punkten kann wie damals in der Auswahl der Sowjetunion und von 1991 an für sein wieder unabhängiges Heimatland.

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Ivan Bella (2. v. l .)

Ivan Bella: Die fremdenfeindliche Partei "Wir sind Familie" hat in der Slowakei den 54 Jahre alten ehemaligen Kosmonauten Ivan Bella nominiert. Bella flog 1999 als bisher einziger slowakischer Staatsbürger ins All.

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"Für Europa reicht's" - das Wahlmotto von Martin Sonneborns  (l.) "Die Partei"

Martin Sonneborn & Nico Semsrott: Der deutsche Satiriker Martin Sonneborn kandidiert nach seinem Überraschungserfolg bei der Wahl 2014 erneut für einen Sitz im Europaparlament. Der Ex-Chefredakteur und Mitherausgeber des „Titanic“-Magazins steht auf Listenplatz eins der Satirepartei Die Partei und hat jüngst ein Buch über seine ersten Jahre im Europaparlament veröffentlicht. Nummer zwei auf der Partei-Liste ist der aus der ZDF-Satiresendung „heute-show“ bekannte Kabarettist Nico Semsrott. Beide wollen sich dem Wahlprogramm zufolge unter anderem für eine „Ossi-Quote in Führungspositionen“ oder „Artenschutz für die SPD“ einsetzen.

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Gianis Varoufakis: Der Grieche ist seit der Finanzkrise in seinem Heimatland weltbekannt. Als Finanzminister brachte er seine europäischen Partner auf dem Höhepunkt der griechischen Schuldenkrise mit linken Finanztheorien zur Weißglut. Immer wieder geriet der Ökonomieprofessor auch mit dem deutschen Ressortchef Wolfgang Schäuble aneinander. Bei der Europawahl kandidiert Varoufakis nun in Deutschland als Spitzenkandidat der Vereinigung Demokratie in Europa - dem deutschen Ableger seiner europäischer Bewegung Democracy in Europe Movement 2025 (Diem25). Wie das geht? Der Linkspolitiker hat nach eigenen Worten einen Wohnsitz in Berlin.

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