Zähes Ringen um längere Feuerpause
Weder Israels Regierung noch die Hamas-Führung im Gazastreifen können im Blick zurück genau sagen, wie sie in diesen Krieg hineingeraten sind. Jetzt wissen sie nicht, wie sie ihn beenden können: Die Feuerpause läuft Mitternacht vor Dienstag aus. In Kairo stecken die Verhandlungen fest, die diese Feuerpause in eine langfristige Waffenruhe umwandeln sollen. Mit dem ägyptischen Kompromissvorschlag kann sich keine der beiden Seiten so richtig anfreunden.
Letztlich führt der Kompromiss zum Abkommen von 2012 – und geht nur vage auf die Hamas-Forderungen nach freien Übergängen und dem Bau eines Hafens ein. Hamas-Auslandschef Chaled Meschal: "Ohne eigenen Hafen kämpfen wir besser weiter."
Israel fordert vor allem eine Entmilitarisierung des Gazastreifens. Doch dafür sind die Kontrollen zur Verhinderung von Waffenschmuggel durch internationale Beobachter nicht klar genug. Der Minister für Geheimdienste Yuval Steinitz dazu: "Ein Hafen in Gaza? Das wird ein Duty Free für Raketen."
Israels Forderung nach einer Entmilitarisierung Gazas wird von der EU unterstützt. Es geht also um die Ausarbeitung wirksamer Mittel, den Schmuggel von Waffen und deren Bau in Gaza zu verhindern. Hamas will bisher nur auf die Untertunnelung der Grenzzäune verzichten. Israel will aber auch einen Verzicht auf Tunnel innerhalb des Streifens, die dem Bau und der Lagerung von Waffen dienen.
Der Hamas würde es schwerfallen, vor der Bevölkerung die Fortführung der Kämpfe mit neuen Bombardierungen und Todesopfern zu rechtfertigen. Ohne wirkliche Zugeständnisse wären aber die bisherigen Verluste mit fast 2000 Toten und unzähligen Bauruinen vergeblich gewesen.
Netanjahu unter Druck
Israels Premier Benjamin Netanjahu wiederum sieht sich unter starkem inneren Druck: Die ständigen Raketenangriffen ausgesetzte Bevölkerung im Süden fordert die Zerstörung der Hamas. Ein Kompromiss ohne wirksame Beseitigung der Gefahr durch Raketen wie Angriffstunnel würde dem Premier als Niederlage ausgelegt.
"Wir halten durch, so lange die Armee braucht, aber das Ziel muss die Beseitigung jeder Gefahr aus Gaza sein", hieß es auf einer Solidaritätsdemo mit dem Süden am Donnerstag. Samstagabend folgte eine "Demonstration für Frieden". Hier wurde der Vorwurf laut, niemals in der Vergangenheit hätte eine Regierung so sehr dem eigenen Machterhalt vor den eigentlichen Sicherheitsinteressen Israels den Vorzug gegeben. An dieser Kundgebung nahmen auch Kräfte der Opposition teil, die bislang den Kampf im Gazastreifen unterstützten.
Israelische Diplomaten befürchten bei einem Fehlschlag der Kairoer Verhandlungen wachsenden internationalen Druck und einen UN-Beschluss zur Durchsetzung einer Einstellung der Kämpfe. International würde die Gefahr in Syrien und Irak durch die radikalen Islamisten vom Islamischen Staat (IS) als wichtiger eingeschätzt. " Netanjahu hat bisher militärisch fast alles richtig gemacht", so Oppositionschef Jizchak Herzog, "er hat darüber aber die politische Seite des Konflikts völlig vergessen."
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