Wie Prinz Andrew sich "freikaufen" konnte

Vor drei Wochen tönten die US-Anwälte des tief gefallenen Prinzen Andrew noch, der britische Royal wolle sich unbedingt einem Prozess stellen, um seine Unschuld zu beweisen. Und um die von der „geldgierigen“ Victoria Giuffre gegen ihn erhobenen Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs aus der Welt zu schaffen. Das juristische Manöver gilt schon jetzt als größte Nebelkerze des Jahres.
Seit Richter Lewis Kaplan der Fortsetzung des Prozesses vor einigen Wochen grünes Licht gegeben hatte, verhandelten die Anwälte von Andrew und Giuffre hinter den Kulissen über ein Instrument, das in fast 97 Prozent aller Streitigkeiten vor US-Gerichten eingesetzt wird: den außergerichtlichen Vergleich.
Bei dieser zeitsparenden Alternative fließt in der Regel sehr viel Geld. Für beide Streitparteien ist das meist die bessere Lösung als ein Gerichtsverfahren mit potenziell demütigenden Details. Im Fall Andrews ist ein solches „Settlement“ nur möglich, weil ohnehin keine Gefängnisstrafe im Raum stand. Sonst hätte sich der Prinz nämlich nicht „freikaufen“ können.
Bis zu 30 Mio. Dollar
Die Einigung soll anonymen Quellen von beiden Seiten des Atlantiks zufolge zwischen zehn und 30 Mio. Dollar kosten. Der Betrag setzt sich aus dem Schadensersatz, den Anwalts- und Gerichtskosten sowie einer Spende an die von Giuffre gegründete Selbsthilfegruppe für geschädigte Frauen zusammen.
Laut dem Telegraph stammt das Geld aus dem Privatvermögen der Queen, da Andrew nicht über genügend Eigenmittel verfügt.
Die Queen persönlich soll ebenso wie Prinz Charles den Druck auf Andrew zuletzt massiv erhöht haben, die Angelegenheit so schnell wie möglich mit Geld zu regeln. Dahinter stand die Sorge, dass die Feierlichkeiten zum 70. Thronjubiläum der Königin im Sommer von einem Prozess mit allen intimen Details verschüttet würden.
In der „Grundsatzvereinbarung“ der Streitparteien findet sich weder eine Entschuldigung noch ein Schuldeingeständnis des Prinzen. Sich an der damals 17-jährigen Giuffre vergangen zu haben, räumt er nicht ein. Er billigt ihr lediglich zu, als „Missbrauchsopfer und nach unfairen öffentlichen Attacken gelitten“ zu haben und „bedauert“ die Freundschaft zum verurteilten US-Investor Jeffrey Epstein.
Dass der als „randy Andy“ (geiler Andy) bekannte Adlige aber für eine Tat zahlt, die er nie begangen haben will, kommt aus Sicht mehrerer US-Anwälte einem „klaren Schuldeingeständnis“ gleich.
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