Ein Alter, das sich lückenlos in das Feld der demokratischen Favoriten für das Rennen ums Weiße Haus einreiht. Bernie Sanders, der Held des linken Parteiflügels, ist 78, Elisabeth Warren, ebenfalls klar links der Mitte, ist 70, Ex-Vizepräsident Joe Biden kommt auf 77 Lebensjahre.
Während also von Europa bis Kanada politische Jungstars von Sebastian Kurz bis Justin Trudeau für eindrucksvolle Wahlerfolge sorgen, wird die nächste US-Präsidentschaft wohl unter der Generation 70 plus entschieden.
Für den Politologen Gest durchaus in der Tradition der ohnehin traditionsbewussten US-Politik: "In den USA waren Präsidenten unter 55 lange unvorstellbar. Auch wenn Obama das genaue Gegenmodell war, für US-Präsidenten ist höheres Alter grundsätzlich eine Tugend." Den eigentlichen Grund für das Seniorenrennen um die Kandidatur sieht Gest aber in der politischen Praxis bei den Demokraten: "Die Partei wird seit Jahren von über Siebzigjährigen gesteuert. Die haben Routine in Machtkämpfen. Diese Alten weigern sich, Platz zu machen."
Auf der Ersatzbank ist die Luft knapp
Zwar hätten die Demokraten eine ganze Reihe von jungen Kräften auf der Ersatzbank, doch die schafften es nicht, zu den Veteranen aufzuschließen: "Auf der Ersatzbank ist es inzwischen ziemlich eng geworden, dort gibt es kaum politische Luft zum Atmen. Wenn also die junge Generation auf einmal doch aufs Spielfeld darf, macht sie recht schnell schlapp."
Der einzige Jüngere, dem die meisten US-Experten noch Chancen auf die Kandidatur zubilligen, ist Pete Buttigieg aus Indiana. Der ist gerade einmal 37, ein guter Redner und gilt als Pragmatiker aus der politischen Mitte. Trotzdem, so Gest, werde er es schwer haben. Vor allem mangelnde Erfahrung in der Washingtoner Spitzenpolitik – Buttigieg war bisher lediglich Bürgermeister einer Provinzstadt – sei eine Bürde in einem voraussichtlich sehr teuren und sehr schmutzigen Wahlkampf.
Derzeit jedenfalls sieht der Politologe Elisabeth Warren als Favoritin. Die sei klar links positioniert und habe damit die besseren Chancen bei der deutlich nach links gewanderten Parteibasis. Denn die entscheide nun einmal die US-Vorwahlen: "Warren hat sich zum Sprachrohr für den ganzen Frust und Ärger der US-Linken gemacht."
Um aber gegen Trump zu bestehen, müsse sie in die politische Mitte. Denn die ist durch Trumps Rechtsruck unbesetzt. Andernfalls, so Gest, bliebe den gemäßigten US-Bürgern, nur die Entscheidung zwischen zwei Übeln: "Trump wählen oder einen linken Demokraten – beides mit zugehaltener Nase."
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