Ein schlechter Start in den politischen Herbst in Großbritannien, den Truss ja im Zeichen ihrer großen Reformpläne sehen will. Da sollen im Handumdrehen das Gesundheitssystem reformiert, die Steuern gesenkt und die Inflation gesenkt werden. Dass Experten da von „Harry-Potter-Ökonomie“ sprechen irritierte die Premierministerin vorerst nicht. Dummerweise beging der von Truss ins Amt gehievte Finanzminister Kwasi Karteng gleich einmal einen schweren taktischen Fehler. Die erste Reform, die die Öffentlichkeit erreichte, war ein Ende der Obergrenzen für die Bonuszahlungen für Londons wohlhabende Banker, die in Großbritannien ohnehin als Sinnbild des Raubtierkapitalismus gelten.
In die Quere kommen auf ihrem scharf wirtschaftsliberalen Kurs könnte Liz Truss ausgerechnet der König. Charles hatte schon bei seiner Tour durchs Land in der Vorwoche ziemlich deutlich an die wachsende Not vieler Briten erinnert. Anders als seine verstorbene Mutter, die sich ja ein Leben lang aus der Politik weitgehend heraushielt, hat Charles in seinen vielen Jahrzehnten als Kronprinz immer wieder klar politisch Stellung bezogen, oft sogar bei Ministern für seine Anliegen interveniert.
Wutausbruch
Zwar hat der neue König immer wieder klar gemacht, dass er sich seiner neuen Rolle und der neuen Spielregeln sehr bewusst sei, doch gerade die konservative Presse will ihm das nicht glauben und mahnt deutlich in Richtung Palast, sich nur ja zurückzuhalten. Dass Charles zu heftigen nicht recht überlegten Reaktionen neigt, zeigte ja Wutausbruch wegen einer klecksenden Füllfeder in der Vorwoche. Musste der König sich dafür eher Witzeleien gefallen lassen, waren es in einer anderen verunglückten Aktion harte Attacken. Die bei einer Thronfolge unvermeidlichen Umbesetzungen beim königlichen Personal wurden in Sozialen Medien also asoziale Entlassungen gehandelt, die die Herzlosigkeit des Königs zeigen würden.
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