Nach intensiven Trilog-Verhandlungen einigten sich die beiden europäischen Ko-Gesetzgeber am 27. Oktober 2022 darauf, dass ab 2035 in der EU neu zugelassene Personenkraftwagen (PKW) und leichte Nutzfahrzeuge keine CO₂-Emissionen mehr ausstoßen dürfen, wobei bereits zugelassene Fahrzeuge nicht betroffen sind.
Deutschland (und Österreich) gaben im Rat der Mitgliedstaaten ihre Zustimmung. Am 16. November 2022 befasste sich der Rat mit dem vereinbarten Text und versicherte dem EU-Parlament schriftlich, das Verhandlungsergebnis im Wortlaut zu beschließen, sofern das Europäische Parlament jenes in Erster Lesung annimmt. Bei der anschließenden Plenarabstimmung am 14. Februar gab das Europäische Parlament mit Mehrheit seine Zustimmung und verabschiedete den vereinbarten Text.
Dann wurde es skurril: Der deutsche Verkehrsminister der FDP, Volker Wissing, erhob seine Stimme, und forderte neue Vorschläge der EU-Kommission, wie Verbrennerautos auch nach 2035 zugelassen werden könnten, die etwa mit klimaneutralen E-Fuels fahren können.
Die EU-Kommission legte Wissing tatsächlich ein Kompromisspapier vor, wonach eine neue Klasse von Fahrzeugen gebaut werden müssten, die mit technischen Sensoren erkennen, ob der eingefüllte Sprit ein klimaneutrales E-Fuel oder ein fossiler Treibstoff ist. Sollte Fossiles erkannt werden, würde der Motor nicht mehr starten.
Das passte Wissing dann auch nicht. Dem Vernehmen nach machte er den Gegenvorschlag, dass Neuwagen ab 2035 doch normalen Sprit tanken dürften, dafür aber mittels einer Gebühr extra zur Kasse gebeten werden, zum Aufbau einer E-Fuel-Produktion.
„Die Regelung (der EU, Anm.) hat ein Manko, es fehlt die Technologieoffenheit“, sagte Wissing erst Mittwochabend dem ZDF. Was er will, verriet er im Interview nicht, nur dass die Entscheidung über 2035 doch eigentlich nicht eile. „Ich möchte die Vorschläge sorgfältig prüfen im Interesse Deutschlands. Wir reden über eine Regulierung für das Jahr 2035. Ich verstehe nicht, warum man sich jetzt nicht noch einmal Zeit nehmen dürfen soll, um die Dinge genau anzuschauen.“
Wie eingangs erwähnt, der erste Vorschlag der EU-Kommission kam im Juli 2021.
Das Verbrenner-Aus 2035 ist ein wesentlicher Teil des Green Deal der EU, die Frage, wie auch im Verkehrsbereich die Emissionen bis 2030 halbiert werden sollen, steht nun in den Sternen. Wissing hat übrigens auch die Emissionsgrenzen nach dem deutschen Klimaschutzgesetz verfehlt, der Verkehr hat deutlich zu viel Treibhausgase erzeugt, nämlich 148 statt der zulässigen rund 139 Millionen Tonnen.
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