Versuchter Anschlag auf Premier: In Haiti regiert das Chaos

Zum Teil gewaltsame Proteste in Haiti
Zuvor war bereits im Sommer der Präsident ermordet worden. Bewaffnete Banden erlangen immer mehr Macht im Karibikstaat.

Der neueste Beweis für die in Haiti vorherrschende Gewalt ist ein Bild, das Spuren von Schüssen auf der gepanzerten Windschutzscheibe eines dunklen Autos zeigt. Es ist der Dienstwagen des haitianischen Premierministers Ariel Henry, der das Foto selbst öffentlich machte.

Henry ist laut eigenen Angaben am Samstag, dem haitianischen Unabhängigkeitstag, bei Feierlichkeiten in der Stadt Gonaïves einem Attentat entgangen. Bewaffnete hätten das Feuer eröffnet, Regierungsvertreter hätten die Stadt überstürzt verlassen müssen. „Ich wusste, dass ich ein Risiko eingehe“, sagte Henry der Nachrichtenagentur AFP. Doch man könne nicht zulassen, dass „Banditen den Staat erpressen“.

Versuchter Anschlag auf Premier: In Haiti regiert das Chaos

Premierminister Ariel Henry.

Schon seit Jahren wird der Karibikstaat, der zu den ärmsten Ländern der Welt zählt, von Naturkatastrophen wie Hurrikanen und Erdbeben geplagt, doch spätestens seit dem vergangenen Sommer hat das Chaos endgültig überhandgenommen: Am 7. Juli erschoss ein bewaffnetes Kommando den Präsidenten Jovenel Moïse in dessen Villa. Bis heute ist unklar, wer dahintersteckt.

In dem entstandenen Machtvakuum übernehmen kriminelle Banden zunehmend die Kontrolle. So gab die Polizei am Montag bekannt, dass bei einem versuchten Gefängnisausbruch in einem Vorort der Hauptstadt zehn Häftlinge und ein Polizist ums Leben kamen. Erst im Februar 2021 waren aus demselben Gefängnis mehr als 400 Insassen ausgebrochen, damals starben 26 Menschen.Johannes Arends

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