Vergiftungsverdacht: Nawalnys Team verschiebt Stellungnahme

Kremlkritiker Nawalny auf einem Archivbild
Sonntagabend wollten die Mitarbeiter des erkrankten russischen Oppositionellen eigentlich "alles erzählen, was über die Vergiftung bekannt ist".

Die Mitarbeiter des prominenten Kremlkritikers Alexej Nawalny haben ihre für Sonntag angekündigte Auskunft über die mögliche Vergiftung des Oppositionellen auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. „Wir werden das aber definitiv später machen“, schrieb Leonid Wolkow am Nachmittag auf Twitter. Genaue Gründe für die Verschiebung nannte er nicht.

Wolkow arbeitet für Nawalnys sogenannten Fonds zur Bekämpfung zur Korruption und ist einer seiner engsten Vertrauten. Er hatte am Sonntag auch dessen Frau Julia in die Berliner Universitätsklinik Charité begleitet.

„Wir werden alles erzählen, was zurzeit über Alexejs Vergiftung bekannt ist“, hatte Nawalnys Sprecherin Kira Jarmysch zuvor mitgeteilt. Sie werde aus Moskau berichten und ihr Kollege Leonid Wolkow aus Berlin.

 

Nawalnys engster Kreis geht davon aus, dass der Kremlkritiker vergiftet wurde. Die russischen Ärzte hingegen sprechen lediglich von einer Stoffwechselstörung. „Wir werden jetzt erzählen, wie tatsächlich alles war“, schrieb Wolkow. Nawalny ist einer der schärfsten Kritiker von Kremlchef Wladimir Putin.

Genau beobachtet

Sonntagfrüh hatte Jarmysch bereits berichtet, wie intensiv Nawalny vor der vermuteten Vergiftung unter Beobachtung durch die russische Führung stand. „Das Ausmaß der Überwachung überrascht mich überhaupt nicht, wir waren uns dessen bereits bewusst“, twitterte die Sprecherin. „Aber es ist erstaunlich, dass sie nicht gezögert haben, allen davon zu erzählen.“

Hintergrund ist ein Artikel der Moskauer Boulevardzeitung Moskowski Komsomolez. Darin werden detailgenau alle Bewegungen des Oppositionellen bei seiner letzten Reise durch Sibirien beschrieben - unter Berufung auf nicht näher genannte "Sicherheitskreise".

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