Ein langer Weg für Europas erste Abgeordnete mit Downsyndrom

Ein langer Weg für Europas erste Abgeordnete mit Downsyndrom
Die Spanierin sitzt für die Stadt Valencia im Parlament und ist für Inklusion und Gleichberechtigung verantwortlich.

Von Juri Wegner

Es ist nicht immer einfach, Vorbild zu sein. Wenn das jemand weiß, dann ist es Mar Galcerán. Vier Monate ist es jetzt her, dass die 46-Jährige in die Regionalversammlung Valencias einzog. Das Besondere daran: Galcerán hat Trisomie 21, auch bekannt als Down-Syndrom

"Die Gesellschaft beginnt zu erkennen, dass Menschen mit Down-Syndrom eine Menge beitragen können.", sagte die Abgeordnete gegenüber dem Guardian.

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Seit ihrem 18. Lebensjahr ist sie Mitglied des konservativen „Partido Popular“ (PP). Langsam erarbeitete sie sich ihren Aufstieg innerhalb der Partei, bis sie schließlich im Mai 2023 einen Listenplatz für die Regionalwahlen in Valencia ergatterte. Zur Abgeordneten wurde sie jedoch erst vier Monate später als Nachrückerin, nachdem einer ihrer Parteikollegen ausgeschieden war. 

Damit dürfte sie die erste Politikerin mit der Chromosomen-Anomalie in Europa sein. 2020 wurde Éléonore Laloux in Nordfrankreich zur ersten Stadträtin mit Down-Syndrom gewählt und knapp zwei Jahre später folgte Fintan Bray, der in Irland als erster Mensch mit Trisomie 21 ein Parteiamt belegte.

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Ein langer Weg für Europas erste Abgeordnete mit Downsyndrom

Galcerán tritt für Rechte von Menschen mit Behinderungen und Inklusion ein 

"Jeder Mensch kann erreichen, was er sich vorgenommen hat“

Galceráns Weg in die Politik und ihre Motivation wurden maßgeblich von Ángela Bachiller angespornt, die bereits 2013 Spaniens erste Stadträtin mit dem Gendefekt war. Galcerán absolvierte eine Berufsausbildung in der Gastronomie und im Tourismus und ist seit 27 Jahren im öffentlichen Dienst tätig. 

Zudem war sie mehrere Jahre Präsidentin von Asindown, einer Organisation, die Familien von Kindern mit Downsyndrom hilft und sie in verschiedenen Lebensphasen unterstützt. Im Parlament ist sie nun für Inklusionspolitik und Gleichberechtigung verantwortlich.

Galcerán ist sich darüber bewusst, welch symbolische Schlagkraft ihr Abgeordneten-Dasein hat. Denn während ihre Vereidigung bei den spanischen Medien ausschließlich positive Reaktionen hervorrief, war das in sozialen Medien durchaus gemischter. Laut Galcerán gab es sowohl viele Menschen, die hinter ihr standen, als auch Kommentare, die an ihrer Kompetenz zweifelten. 

„Aber diese Menschen kennen mich oder meine Geschichte nicht“, sagt sie. „Die Barrieren hier sind die mentalen Barrieren der Gesellschaft, denn es gibt viele Klischees, die es immer gegeben hat“. Sie ist jedoch zuversichtlich, diese Barrieren abbauen zu können. Immerhin weiß sie: „Das hat es noch nie gegeben."

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