USA: Will Trump November-Wahl kippen?

Engste Berater: Trump mit Schwiegersohn Jared Kushner und Tochter Ivanka
Heikle Spielchen mit heiklen Wahlen: Trumps Schwiegersohn heizt erneut die Debatte um eine Verschiebung an.

3,5 Milliarden Dollar, das ist selbst für das doch mächtige US-Jahresbudget (rund um 5 Billionen) eine beträchtliche Summe - vor allem wenn man den eher bescheidenen Zweck des Geldes berücksichtigt: Vereinfachung der Stimmabgabe bei der Präsidentschaftswahl im November.

Heftige Debatte

Die Demokraten haben diese Mittel derzeit im Kongress in Washington beantragt und provozieren damit eine heftige Debatte. Die Republikaner und mit ihnen US-Präsident Donald Trump lehnen nämlich die wichtigste Verwendung der Gelder vehement ab: Ausweitung der Briefwahl.

In Zeiten der Pandemie eine nahe liegende politische Forderung, für Trump allerdings inakzeptabel. Er hält die Briefwahl für „schrecklich“, sie stecke voll von Möglichkeiten für Betrug und Irrtümer: „Ich glaube eine Menge Leute schummeln bei der Briefwahl. Man sollte zu einem Wahllokal gehen und sich persönlich zeigen.“

Was Trump nicht öffentlich sagt, machen US-Wahlforscher deutlich: Mehr Briefwahl würde den Demokraten deutlich mehr Stimmenzuwächse bringen als den Republikanern.

Für Trump ein Vorteil

Zugleich aber kochen die Spekulationen erneut hoch, dass Trump viel lieber andere wahltechnische Konsequenzen aus der Corona-Krise ziehen würde: Verschiebung des Wahltermins. Dem Präsidenten käme ein deutlich späterer Wahltermin nicht ungelegen: Die US-Wirtschaft liegt am Boden, die Arbeitslosenzahlen gehen rasant in die Höhe - und mit ihnen Trumps Umfragewerte.

Selbst für einen Präsidenten wie Trump, der radikale Maßnahmen nicht scheut, wäre so eine Wahlverschiebung eine hohe Hürde. Politische Rituale in ihrer fast 250 Jahre alten Form sind den Amerikanern heilig und entsprechend fest gesetzlich verankert. Eine Verschiebung der Präsidentenwahl ist - ganz nach dem ausgeklügelten Prinzip des politischen Machtgleichgewichts - eine Sache des US-Kongresses.

Ein Tabuthema

Also äußert sich Trump persönlich dazu nicht, dafür aber einer seiner engsten politischen Vertrauten, Schwiegersohn Jared Kushner. Der ließ in einem Interview mit dem Magazin Time zum Tabuthema Wahlverschiebung den doch bemerkenswerten Satz fallen: „Ich bin nicht sicher, ob ich mich auf das eine oder das andere festlegen kann.“

Zweifel an der Gültigkeit

Nun hat Kushner so wie der Präsident selbst keinen direkten Einfluss auf eine Entscheidung über eine Wahlverschiebung. Doch das liberale Amerika reagierte trotzdem sofort nervös. Die Angst, dass „der Präsident die Gültigkeit der Wahl anzweifelt, wenn er fürchten muss, sie zu verlieren, wächst“ stellte etwa die New York Times fest.

"Schockierende Arroganz"

Trump hatte ja schon rund um die Wahl 2016 ständig Betrug und Wahlfälschung beanstandet. Kushners Vorstoß zeige jedenfalls mangelndes Verständnis für Demokratie. „Es enthüllt schockierende Arroganz“, meinte sogar ein den Republikanern nahe stehender Kommentator, „wenn er es für selbstverständlich hält, sich über den Zeitpunkt der Wahl zu äußern.“

„Er wird es versuchen“

Losgetreten hatte all diese Gedankenspiele über Trumps geheime Pläne für diese Wahl ausgerechnet sein programmierter Herausforderer im November: Ex-Vizepräsident Joe Biden.

USA: Will Trump November-Wahl kippen?

Der hatte bei einem Aufritt vor Unterstützern und Sponsoren eine deutliche Warnung vor Trumps Absichten geäußert: „Erinnert euch an meine Worte - ich denke, der wird versuchen, die Wahl irgendwie zu verschieben.“

Biden wurde von Trump deshalb umgehend attackiert, er setze Verschwörungstheorien in die Welt, um der US-Demokratie zu schaden. Doch dass bei den Demokraten nicht nur Biden die Gefahr einer Trump-Aktion gegen die November-Wahl wittert, machte Ex-Präsident Obama deutlich. Der reagierte auf Kushners Gedankenspiele über Twitter mit nur einem Wort: „Wählt“.

Kommentare