Trump: Gefangen zwischen Bunker-Mentalität und Bibis Bomben

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Warum Donald Trump sich zwischen alle Stühle manövriert hat - prominente Stimmen seiner MAGA-Basis verlangen vom Präsidenten militärische Enthaltsamkeit; ganz gleich, was Israel will.

Das US-Militär zieht offenbar Kräfte im Nahen Osten zusammen. Kampfflugzeuge werden in die Region verlegt, ein zweiter Flugzeugträger ist auf dem Weg. Zudem sollen die USA bereits Dutzende Tankflugzeuge nach Europa verlegt haben, um sie im Bedarfsfall schnell im Nahen Osten einsetzen zu können. Alles deutet daraufhin, dass die USA aufseiten Israels in den Krieg gegen den Iran mit eingreifen könnten.

Dabei hatte US-Präsident Donald Trump zunächst wochenlang auf Israels Premier Benjamin Netanjahu eingeredet, die Waffen schweigen zu lassen. Erst hätte ein Ergebnis der zuletzt ins Stocken geratenen US-Verhandlungen mit Teheran über eine friedliche Einhegung des Atomprogramms der Mullahs vorliegen sollen. Doch Netanjahu wollte nicht darauf warten, seit Freitag greift Israel den Iran an - und das Regime in Teheran lässt zurückschießen.

Trumps Dilemma

Trump sitzt höchst unkomfortabel zwischen zwei Stühlen seiner eigenen Partei. Links stehen die weitgehend mit der MAGA-Prominenz identischen Isolationisten, die mit „America First” hausieren gehen. Sie befürchten, dass Israel, wenn es weiter mit US-Waffen und Logistik unterstützt wird, die Vereinigten Staaten früher oder später in einen großen Krieg im Nahen Osten hineinziehen wird. Nach Afghanistan und Irak für viele Konservative ein absoluter Alptraum. Darum verlangen sie von ihrem Commander-in-Chief strikte militärische Enthaltsamkeit: Er soll sich raushalten.

Protagonisten dieser Denkschule sind allesamt einflussreiche Rechtsaußen-Influencer. Angefangen von Trumps ehemaligen Chefstrategen Steve Bannon über den Podcaster Charlie Kirk bis zum Fernsehkorrespondenten und Verschwörungstheoretiker Jack Posobiec. Ihr Credo: Ein Krieg gegen den Iran an der Seite Israels könne niemals im Interesse Amerikas sein und laufe der „America First”-Doktrin Trumps zuwider, die ihn ins Amt gebracht habe. 

Darunter verstehen diese Trump-Anhänger, dass die USA in ausländischen Konflikten nur noch dann in Erscheinung treten sollen, wenn unmittelbar amerikanische Interessen betroffen sind.

U.S. President-elect Trump attends a Turning Point USA event in Phoenix, Arizona

Trump-Unterstützer Charlie Kirks Anhänger sind gegen eine Einmischung der USA in den Krieg. 

Charlie Kirk, Mitbegründer der studentischen, rechtskonservativen NGO „Turning Point USA”, stellte seinen fünf Millionen Anhängern auf dem Portal X die Frage, ob Amerika „sich in den Krieg Israels gegen den Iran einmischen“ sollte. Deren überwältigende Mehrheit: Nein. Jack Posobiec warnte öffentlich gar, dass „ein direkter Angriff auf den Iran (durch die USA) die Trump-Koalition katastrophal spalten würde“.

Darum fordert der mächtige publizistische Alleinunterhalter Tucker Carlson, der Trump lange die Steigbügel gehalten hat, rigoros: „Lasst Israel fallen. Lasst sie ihre eigenen Kriege führen.“

Rechts stehen dagegen die einschlägigen, meist älteren Hardliner und Israel-Freunde, die seit Jahren genau das fordern, was Netanjahu jetzt begonnen hat: Bomben werfen. Stellvertretend für viele sagte der Trump-Getreue Lindsey Graham, Senator aus South Carolina: „Die Zahl der Republikaner, die einen atomar bewaffneten Iran nicht als Bedrohung für Israel und die Welt sehen, ist äußerst gering. Die überwältigende Mehrheit der Republikaner unterstützt Israels Einsatz militärischer Gewalt, um die iranische Atomgefahr zu neutralisieren.“

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Plakat in Tel Aviv: Israel wünscht sich die Unterstützung Trumps. 

Nur eine Seite kann gewinnen

Wie Trump letztlich entscheiden wird, dürfte nach Ansicht vieler Republikaner nennenswert über sein politisches Schicksal mitentscheiden. 

Er steht vor einer schwierigen Perspektive: Können die USA vermeiden, in den nächsten Wochen tiefer in den Konflikt hineingezogen zu werden (auch dann, wenn die Vergeltungsschläge des Iran massiv werden sollten), werden die Bannon und Kirks dieser Welt frohlocken. 

Mischt sich Trump stärker ein, indem er wochenlange israelische Attacken gutheißt oder wenn der Iran doch direkt US-Militäreinrichtungen im Nahen Osten angreifen sollte und damit zur Zielscheibe würde, kommen die „Falken” zu ihrem Recht. Klar ist: Es kann nur einer gewinnen. Der Verlierer wird Donald Trump dafür verantwortlich machen.

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