Warum US-Museen unter Trump die Geschichte umschreiben müssen

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Mit einem Brief fordert die Regierung US-Museen auf, ihre Ausstellungen mit amerikanischen Idealen abzugleichen. Missbilligende Darstellungen sollen gestrichen werden.

Von Franziska Trautmann

US-Präsident Donald Trump möchte in seiner zweiten Amtszeit nicht nur Geschichte schreiben, sondern sie jetzt auch umschreiben. „Spaltende und parteiische Narrative“ sollen beseitigt und das Vertrauen in gemeinsame kulturelle Institutionen wiederhergestellt werden. Unter diesem Vorwand hat das Smithsonian Institute, eine US-amerikanische Forschungs- und Bildungseinrichtung mit Sitz in Washington D.C, einen Brief der US-Regierung erhalten. 

Die von Smithsonian betriebenen 21 Museen, darunter mehrere weltberühmte, werden ab jetzt auf von Trump und Co. unerwünschte Darstellungen der amerikanischen Geschichte kontrolliert werden. Alles in Vorbereitung auf den 250. Jahrestag der Unabhängigkeitserklärung nächstes Jahr.

Neue Richtlinien für Ausstellungen

In dem Brief wird zuerst in einem Satz für eine Führung durch das National Museum of American History und das National Museum of African American History and Culture gedankt - danach aber kommt eine Liste an Forderungen. 

Ausstellungstexte, Wanddidaktik, Websites, Bildungsmaterialien sowie digitale und soziale Medieninhalten sollen ab jetzt überprüft werden. Damit möchte die Regierung kontrollieren, ob Ton und historischer Rahmen mit "amerikanischen Werten" übereinstimmen. Außerdem soll die Nutzung vorhandener Materialien und Sammlungen bewertet werden, damit amerikanische Errungenschaften und Fortschritte bestmöglich hervorgehoben werden.

Aber am wichtigsten scheint für die US-Regierung der Ausstellungsplan zum 250. Jahrestag der Unabhängigkeitserklärung zu sein. Darauf soll „besonderes Augenmerk“ gelegt werden. So besonders, dass es in dem ganzen Brief gleich sieben Mal erwähnt wird. 

In der ersten Phase sollen acht Museen überprüft werden, darunter das National Museum of American History, das National Museum of African American History and Culture sowie das National Museum of the American Indian. 

Legitimiert durch neues Dekret

Das Schreiben ist von Lindsey Halligan, Sonderassistentin des Präsidenten und stellvertretende Stabschefin, Vince Haley, Assistent des Präsidenten und Direktor des Rates für Innenpolitik und Russell Vought, Assistent des Präsidenten und Direktor des Amtes für Verwaltung und Haushalt, unterschrieben. 

Um das ganze Vorhaben zu legitimieren, beruft sich das dreiköpfige Team auf das im Frühling von Trump erlassene Dekret 14258 mit dem Titel „Wahrheit und Vernunft in der amerikanischen Geschichte wiederherstellen“. Darin heißt es: „Das unvergleichliche Erbe unserer Nation, das Freiheit, Rechte des Einzelnen und das Glück der Menschen vorantreibt, wurde als rassistisch, sexistisch, unterdrückerisch oder anderweitig unrettbar mit Makeln behaftet dargestellt.“ 

Auf den Brief reagierte Smithsonian mit einer Stellungnahme gegenüber dem US-amerikanischen Fernsehsender CNN: „Smithsonians Arbeit basiert auf einem tiefen Bekenntnis zu wissenschaftlicher Exzellenz, rigoroser Forschung und der genauen, sachlichen Darstellung der Geschichte. Wir prüfen den Brief unter Berücksichtigung dieses Bekenntnisses und werden weiterhin konstruktiv mit dem Weißen Haus, dem Kongress und unserem Verwaltungsrat zusammenarbeiten.“ 

Wie genau diese Zusammenarbeit aussehen soll, wird sich in den nächsten Wochen herausstellen, denn das Weiße Haus hat neben seinen Anforderungen auch gleich einen Zeitplan mitgeschickt.

Straffer Zeitplan

Innerhalb der nächsten 30 Tage müssen die oben genannten acht Museen aktuelle und künftige Ausstellungen beschreiben, sowie Programmunterlagen zu „America 250“ und interne Richtlinien für die Ausstellungsentwicklung einreichen. Um den ganzen Prozess zu überprüfen, wird ein Team, ausgewählt von der US-Regierung, Rundgänge durch die Museen machen, um Themen, Besuchererlebnisse und visuelle Botschaften zu dokumentieren. 

Danach müssen Werbe- und Bildungsmaterial sowie Förderdaten eingereicht werden. Das Team würde dann im Laufe der Zeit auch Interviews mit Museumsangestellten durchführen, um die Ziele jeder Einrichtung besser zu verstehen. Und zur Feier des 250-jährigen Jubiläums soll sich jedes Museum  mit der Task Force „Salute to America 250“ des Weißen Hauses abstimmen, um die Botschaften und die Öffentlichkeitsarbeit aufeinander abzustimmen.

In vier Monaten sollen dann Museen „damit beginnen, gegebenenfalls inhaltliche Korrekturen vorzunehmen und spaltende oder ideologisch geprägte Formulierungen durch einigende, historisch korrekte und konstruktive zu ersetzen.“ 

Laut dem Brief soll die Umstrukturierung der Museumsinhalte bis Anfang 2026 abgeschlossen sein. Ihr Schreiben beenden Halligan, Haley und Vought mit dem Gedanken, sich wieder auf den Amerikanismus konzentrieren zu wollen und gemeinsam die Rolle des Smithsonian Institute als weltweit führende Museumseinrichtung zu erneuern.

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