Neuer Anti-Trump? Dieser Mann bringt den US-Präsidenten zur Weißglut

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Kaliforniens Gouverneur liefert sich heftigen Schlagabtausch mit dem US-Präsidenten. Wird er der Präsidentschaftskandidat der Demokraten?

von Peter de Thier 

Drei Jahre vor den nächsten Präsidentschaftswahlen zählt er bereits zu den Favoriten für die demokratische Spitzenkandidatur: Gavin Newsom, seit sechs Jahren Gouverneur des größten US-Staates, Kalifornien, positioniert sich bereits frühzeitig für das höchste Amt im Lande. Der 57-Jährige hält staatsmännische Reden über globale Themen wie Klimawandel und Migration. Im Gegensatz dazu steht sein Auftritt in den sozialen Medien: Auf X (ehemals Twitter) schreibt er in demselben Ton und mit derselben Aggressivität wie der amtierende Präsident Donald Trump.

Schlagabtausch mit Trump

Der Gouverneur will Trump unter die Haut gehen. Und das gelingt ihm. Zumindest in der Theorie sind die Chancen auf eine Präsidentschaftskandidatur ausgesprochen gut. Newsom hat das blendende Aussehen eines Hollywood-Stars. Er ist redegewandt, schlagfertig und unerschrocken. Nicht einmal Trump kann ihn mit persönlichen Attacken einschüchtern. Seit seinem Amtsantritt lassen die Angriffe gegen den Gouverneur, der Trump eindeutig nervös macht, nicht nach. Er attackiert Newsom als inkompetenten Politiker und behauptet, dass Los Angeles sowie andere kalifornische Großstädte faktische Kriegszonen seien. 

Und Trump nimmt für sich in Anspruch, den gesamten Staat gerettet zu haben. Wasser, das er während der Flächenbrände im Januar aus Staudämmen nördlich von L. A. freigegeben hatte, hätten nach Darstellung des Weißen Hauses die Stadt gerettet. Der Gouverneur zögerte nicht, die Lüge aus Washington prompt richtigzustellen: Das Wasser habe die brennenden Stadtbezirke niemals erreicht, konterte Newsom faktisch akkurat. 

Dieses Wortgefecht vor acht Monaten nimmt sich aber harmlos aus gegen die Retourkutschen, die nun aus der Feder des Gouverneurs stammen. So schlug Newsom vergangene Woche Wellen, als er mit einem X-Post Trump ausgerechnet während einer Kabinettssitzung zur Weißglut brachte. Der Präsident hatte nämlich die Lüge über seine angebliche Rolle beim Löschen der Brände in Los Angeles wiederholt. Und bediente sich dabei abermals des abschätzigen Spitznamens „Newscum“ (frei übersetzt „neuer Abschaum“). 

Newsom veröffentlichte daraufhin den Screenshot eines Dialogs mit Grok, dem KI Chatbot von X. „Stimmt es, dass Menschen, die Demenz haben, dieselben Unwahrheiten oft wiederholen?“, fragt der Gouverneur in dem Dialog. Groks Antwort: „Menschen mit Demenz wiederholen oft dieselben Unwahrheiten aufgrund von Gedächtnisschwäche und kognitiven Problemen.“ Beratern zufolge soll Trump vor Wut geschäumt und „Rache“ geschworen haben. 

Doch Newsom ließ nicht nach. In der Woche danach wurde Trump nämlich nicht in der Öffentlichkeit gesehen. Es kursierten Gerüchte über seine Gesundheit. Auf X breitete sich der Hashtag mit dem Satz „Trump ist tot“ wie ein Lauffeuer aus. Und als der Präsident sich nach einer Golfrunde mit den Worten zurückmeldete „Nie in meinem Leben habe ich mich besser gefühlt“ und das Weiße Haus klarstellte, dass Trump lediglich ein chronisches, aber harmloses Venenleiden habe, legte Newsom nach. Er postete eine Sammlung der peinlichsten Videoclips des Präsidenten: Als er beim Entsteigen der Regierungsmaschine Air Force One stolperte, als ein Reporter ihm aus Versehen mit dem Mikrofon ins Gesicht schlug. Dazu eine Serie der peinlichsten Trump-Versprecher. 

Top-Favorit der Demokraten

Der Schlagabtausch wird in den kommenden Monaten weitergehen. Politisch relevant ist hingegen, dass Newsom schon frühzeitig als einer von zwei Top-Favoriten für die demokratische Kandidatur gilt. Denn neben dem telegenen Erscheinungsbild verfügt er auch über die notwendigen Ressourcen. Nach seinem Studienabschluss gründete er in Kalifornien die Winzerei Plump Jack Group. Das Startkapital stellte ein Freund der Familie bereit, der Multimilliardär Gordon Getty. Bevor der junge Unternehmer acht Jahre später in die Politik wechselte, war sein Firmenimperium auf zwei Dutzend Winzereien, Restaurants und Hotels gewachsen. 

Newsoms Privatvermögen wird auf zwölf Millionen Dollar geschätzt – mindestens. Neben dem Geld hat er auch die notwendige politische Erfahrung. Newsom war vor seiner Wahl zum Regierungschef acht Jahre lang Vizegouverneur und davor Bürgermeister von San Francisco. Ein weiteres Attribut, das ihm als potenziellem Präsidentschaftskandidaten gut zu Gesicht steht. 

Neben dem blendenden Aussehen, der jugendlichen Ausstrahlung und Energie sowie dem mühelosen Charisma gibt es einen Ex-Präsidenten, der ebenfalls in Kalifornien die Regierungsgeschäfte führte: Ronald Reagan, der allerdings Republikaner war, zählt zu den populärsten Präsidenten der letzten 50 Jahre. Unumstritten ist Newsom nicht. Moderate Demokraten kritisierten lange Zeit seinen Regierungsstil und meinten, dass seine Positionen „zu links“ seien. 2020 gab es ­sogar eine Petition, Newsom des Amtes zu entheben. Der Grund: Unter ihm sei Kalifornien zu einem Staat für illegale Migranten mutiert, der Ausländer besser behandele als seine eigenen Bürger. Doch perlten solche Attacken wie Wassertropfen von einer Teflonpfanne ab.

Zwischenzeitlich ist Newsoms Popularität unter zu den Demokraten neigenden Wechselwählern deutlich gestiegen. Laut jüngsten Umfragen darf sich neben Newsom auch die ehemalige Vizepräsidentin und Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris Chancen ausrechnen, 2028 die demokratischen Vorwahlen zu gewinnen. 

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